Israel hat aus allen seinen Bürgern Siedler gemacht.

Würde einer der Siedler, der in dieser Woche gegen die Inspektoren der Zivilverwaltung opponiert in den besetzten Gebieten leben, wenn er nicht von der Regierung Israels dazu ermuntert worden wäre ? Wären die Gush Kativ-Evakuierten in Wohnwagen nach Ariel umgezogen, wenn sie nicht auf größere Wohnungen gewartet hätten, wenn die Regierung klar erklärt hätte, dies ist verboten – weil die Siedlungen in naher Zukunft wegen des Friedensabkommens evakuiert werden – und dass Wiedergutmachungsgeld nicht an jeden gezahlt würde, der in die Westbank zieht?

 

Wissen die Siedler denn nicht, die mit denen zusammenstoßen, die für Gesetz und Ordnung zuständig sind, vom Zerstören von Bäumen, dem Vergiften (von Brunnen) bis zum Schlagen und Morden von Palästinensern – dass dies nicht untersucht wurde bzw. vergeben oder vergessen wurde ?

 

Dass sich die Siedler betrogen fühlen, ist natürlich. Haben der Staat und die Institute uns nicht beigebracht, dass die Siedler über uns stehen?

 

Ja, die Siedler das sind tatsächlich wir.

 

Die Order zum Einfrieren des Siedlungsbaus wird das nicht ändern, was jetzt besteht: ein Elitestaat für Juden und ein 4.Klasse-Staat für gestutzte, eingeschränkte, fast erstickte Palästinenser .

 

Die Unterscheidung in den Köpfen zwischen dem Staat und den Siedlern ist heute künstlich.

 

So ist auch die Unterscheidung zwischen den Bösen und den Guten, den Gewalttätigen und den Gesetzestreuen, den Bewohnern des Migron-Außenposten und den Bewohnern der Etzionblock-Siedlung und den Gebieten, die Jerusalem angeschlossen wurden oder jenen, die im Westen des Trennungszaunes leben.

 

Jene, die die Order zum Einfrieren (des Bauens) loben, denken über die Beziehungen mit den USA nach.

 

Die Untergebenen und Besetzten beziehen ihre Rechnungen nicht mit ein. Und das Land, das Beit Jala (zu Gunsten von Gilo) gestohlen wurde, ist wie das Land Qalqilias, das nun von Alfei Menasche zugebaut ist.

 

Die Legitimität der Siedlungsblocks besteht nur im israelischen Konsens. In Wirklichkeit sind es diese Blöcke und Maaleh Adumin, die die Möglichkeit für einen fairen Frieden zerstören, weil sie und ihre besonderen Straßen der Grund für eine verkrüppelte palästinensisch politische Entität sind.

 

Eine Menge Undankbarkeit liegt beim Angriff der Medien auf den Siedlern, die Barrikaden besetzen um einer Realität willen, von der viele Israelis profitieren und die das als natürlich akzeptieren.

 

Wären die Regierungen Israels daran interessiert gewesen, den von ihnen geschaffenen Golem bei Zeiten unter Kontrolle zu bringen, dann hätten sie das Osloabkommen nicht zynisch ausgenützt und beschleunigt gebaut und mehr und mehr Israelis mit Siedlervorteilen angelockt.

 

Der frühere Ministerpräsident Yitzhak Rabin würde nach dem in der Ibrahim-Moschee begangenen Massaker Baruch Goldsteins die Hebron- und Kiryat Arba Siedler evakuiert haben.

 

Seine und die nachfolgenden Regierungen würden nicht Bethlehem mit der Tunnelstraße und der „moderaten“ Siedlung von Efrat, die sich auf den Hügeln entlang schlängelt, eingeschlossen haben.

 

Sie würden die Öffentlichkeit auf ein gerechtes Szenarium vorbereitet haben, bei dem die Siedler nach Hause gebracht worden wäre. Man würde sich bei ihnen entschuldigt haben, dass man sie zum Umzug verlockt hatte.

 

Doch 1993 verpassten wir eine einmalige Gelegenheit, eine Entität zu entwickeln, deren Ziel nicht die territoriale Ausdehnung auf Kosten eines anderen Volkes gewesen wäre, das um seiner Unabhängigkeit und um des Friedens willen für schmerzvolle Konzessionen bereit gewesen wäre.

 

Wir verpassten die Gelegenheit, die Enteignungsurkunden aus unseren institutionellen und geistigen Chromosomen unseres Staates zu vertreiben. (sehr seltsam ER)

 

Es ist also kein Wunder, wenn die Siedler sagen, es gebe keinen Unterschied zwischen Kibbutz Baram und Psagot, zwischen Givat Shaul und Alon Moreh.

 

Genau im Schatten diplomatischer Verhandlungen führte Israel eine Politik beschleunigten Siedlungsbaus in der West Bank, einschließlich Ost-Jerusalems durch.

 

Es vertreibt mit verschiedenen Methoden palästinensische Bewohner aus ihren Häusern.

 

Auf diese Weise zieht Israel ein gerade Linie zwischen Kiryat Shmona und Beit El, zwischen Tel Aviv und Givat Zeev. Es hat uns so alle zu Siedlern gemacht.

 

Amira Hass

 

Sie ist die einzige israelische Journalistin, die einzige Journalistin weltweit, die den Alltag der Palästinenser lebt, über den sie schreibt. Amira Hass arbeitet für die linksliberale Tageszeitung Ha'aretz.

 

Orginalartikel: Dieser Artikel ist NICHT auf www.zmag.org erschienen!

 

Übersetzt von: Ellen Rohlfs