Antisemitismuskeulen gegen Achille Mbembe

VerfechterInnen des israelischen Kolonialzionismus werfen sich gegen den afrikanischen Historiker, nicht nur wegen dessen Befürwortung der BDS-Solidaritätskampane mit den PalästinenserInnen, sondern vielmehr deshalb, weil er den aktuellen Kolonialismus analysiert und scharf kritisiert. Mbembe zieht eine historische Verbindung zwischen der Enstehung des Kapitalismus, dem transatlatischen Sklavenhandel bishin zur zeitgenössischen Globalisierung. Er spricht von einer "Macht der Souveränität durch die Schaffung von Zonen des Todes in Kraft tritt, in denen der Tod zur ultimativen Ausübung von Herrschaft und zur primären Form des Widerstands wird."1

Er prägte den Begriff der "Nekropolitik" der von palästinensischen Forscherinnen aufgegriffen wurde, um die israelische Besatzungspolitik in ihrer Auswirkung auf  die Körper von Frauen zu beschreiben:

"Das nekropolitische Projekt ist jenes einer Gewalt, die palästinensische Frauen in die „Zone des Todes“ stößt. Diese Zone ist die der täglichen Drangsalien, des Rassismus, der Mangelversorgung, der Bedrohung durch SiedlerInnen, die auf Auslöschung ihrer Körper und Identität abzielen."2

Israel als koloniales Projekt der Gegenwart empfindet die Ideenwelt und Analyse von Achille Mbeme als höchstgefährlich. Denn sie treffen das Herz der zionistischen Kriegstreiber und Besatzer: ihre zutiefst koloniale Identität und das international vielfach bestätigte Unrecht, auf welchen sie ihr Staatsgebilde aufbauen. Die Säulen dieses Gebildes wackeln, je mehr Gewalt und Unrecht sie auf es laden. Deshalb wird so laut gegen einen Intellektuellen aus dem globalen Süden geschrien, der die Wahrheit beim Namen nennt.

Und je mehr sie schreien, desto bekannter werden seine Worte...

Helga Suleiman

1 Sign In. Abgerufen am 4. Oktober 2016, zit. auf https://de.wikipedia.org/wiki/Achille_Mbembe

2 Nadera Shaloub-Kervorikan, HebräischeUniversität in Jerusalem und Sara Ihmoud, Universität Texas in Zeitschrift Inamo, Winter 2016 und auf http://www.friedensplattform.at/wp-content/uploads/2018/04/Warum-Feminismus-und-Pal%C3%A4stina_.pdf

 

Hintergrundartikel (Auswahl):

Diejenigen, die sich dafür interessieren, sollten gern mein ganzes Werk lesen. Ich glaube, es hat eine grundlegend humanistische Inspiration und eine mitunter tief spirituelle und poetische Tonlage. Vielleicht kann es beitragen zu einer Weiterentwicklung in Weisheit und Großzügigkeit. Sie werden nicht eine einzige Spur Hass oder Vorurteil darin finden oder irgend einen Aufruf zu Gewalt. Noch werden Sie Ressentiment oder jeglichen Aufruf zu Rache finden. Vielmehr werden Sie eine Stimme hören, die offen für die Welt ist und allen gegenüber, die darin leben, die sensibel ist für menschliches Leiden und Elend, und die gewissenhaft im Interesse der Kräfte des Lebens in den Zeugenstand tritt, Vergebung, Widerstand, Hoffnung und Versöhnung. Dies, sollte ich hinzufügen, ist das Geschenk, das die südafrikanische Erfahrung mir gemacht hat. Ich versuche, dieses Geschenk zu teilen und werde das weiterhin tun.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/achille-mbembe-antwortet-kritikern-diese-unterstellung.1013.de.html?dram:article_id=475398

 

Es gehe nicht darum, ob Menschen wie Achille Mbembe oder er selbst Antisemiten seien, sagt Zuckermann, sondern um „die Tatsache, dass man wieder von Deutschland aus bestimmt, wer Jude ist und wer nicht Jude ist, und wer Antisemit ist und wer nicht Antisemit ist, und sich dabei gar nicht die Frage stellt: Was betreibt Israel, dass es dazu führt, dass es zu diesen Strategien und zu dieser Kritik kommt?“

https://www.deutschlandfunkkultur.de/moshe-zuckermann-zur-debatte-um-mbembe-antizionismus.1013.de.html?dram:article_id=475490

 

Die Debatte über den afrikanischen Denker Achille Mbembe berührt eine zentrale Frage: Wie verhalten sich Postkolonialismus und Antisemitismus zueinander? Diese Debatte lohnt, geführt zu werden. Saba-Nur Cheema und Meron Mendel haben in der taz kritisiert, dass Mbembe und der postkoloniale Diskurs die Besonderheiten des Antisemitismus im Vergleich zu anderen Formen des Rassismus ignoriert. Es ist richtig, dieses Thema anzusprechen.

Doch in ihrer Kritik fehlt die andere Seite der Gleichung – in der deutschen Debatte über Antisemitismus ist kein Platz für die kolonialen Aspekte Israels und des Zionismus.

https://taz.de/Debatte-ueber-den-Denker-Achille-Mbembe/!5679420/

 

Aufruf jüdischer Intellektueller zur Ablösung von Felix Klein als Antisemitismus-Beauftragten der dt. Bundesregierung

Sehr geehrter Herr Minister Seehofer,

Wir, jüdische Gelehrte und KünstlerInnen aus Israel und anderswo, von denen viele ExpertInnen zu Antisemitismus, Judaistik, Holocaust- und Israel-Studien sind , fordern Sie auf, Felix Klein zu ersetzen, den Beauftragten der Bundesregierung für das jüdische Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, nach seinem schändlichen Angriff auf Prof. Achille Mbembe.

459345514-Call-on-German-Minister-Seehofer (Original englisch)

deutsch unter: http://www.friedensplattform.at/?p=5909