Demo in Graz mit 300 Teilnehmer*innen

Auch am 22.5. 2021 gingen Palästinenser:innen und Palästina-Solidarische Menschen in Graz wieder auf die Straße, um gegen Krieg, Besatzung, Apartheid und Siedlerkolonialismus zu demonstrieren.

Die Demo wurde von Roswitha, einer Aktivistin der Palästina Solidarität Steiermark, eröffnet. Sie verwies auf die drei Gründe, warum wir heute hier sind: erstens feiern wir den Sieg des palästinensischen Volkes. Israel musste die jüngste Eskalation der Gewalt stoppen. Obwohl Israel mit der gezielten Bombardierung der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur versucht hat zu spalten, steht das palästinensische Volk geeint hinter ihren Widerstandsorganisationen. Standhaft halten die Menschen in Gaza, Jerusalem, Westbank und in Palästina 48 ihre Fahne hoch. Zweitens sind wir hier, weil eine Waffenruhe noch keinen Frieden bedeutet. Damit es Frieden geben kann, muss Israel die Besatzung, die Politik der Apartheid und den Siedlerkolonialismus beenden! Drittens sind wir hier, um gegen die österreichische Regierung zu protestieren. Diese stellt sich einseitig auf die Seite Israels und unterstützt somit Staatsterrorismus und Kolonialherrschaft. Israel zerstörte die Medienbüros in Gaza, um die Berichterstattung zu behindern. Österreich agiert mit Demoverboten in Wien, um die Palästinasolidarität zum Schweigen zu bringen. Doch die palästinensische Stimme lässt sich nicht unterkriegen und wir solidarische Menschen werden nicht schweigen, bis Palästina frei ist.

Nach der Eröffnungsrede sprach Dunia aus Ramallah. Sie berichtete von den Gräueltaten israelischer Soldaten und ihrem Bruder, der bei einer Demo in der vergangenen Woche angeschossen wurde und seitdem im Koma liegt. Sie betonte die Widerstandskraft des palästinensischen Volkes. Verschiedene Mächte wollten in seiner Geschichte bereits Palästina erobern und beherrschen, aber die Palästinenser:innen kämpften immer für ihre Freiheit. Verschiedene Völker bevölkerten in der Geschichte das Land zwischen Jordan und Mittelmeer, aber der Name Palästina wird niemals ausgelöscht werden.

Nach ihr sprach Adnan, dessen Eltern mit ihrer Familie 1948 aus Nazareth vertrieben wurden. Er drückte als Palästinenser seine tiefe Verbundenheit mit sehr lyrischen Worten aus. "Wir Palästinenser:innen sind das Salz der Erde, die Oliven und Zitronen des Landes" und zitierte Palästinas Nationaldichter Mahmoud Darvish mit "Auf dieser Erde ist etwas, das zu leben verdient: Auf dieser Erde ist die Herrin der Erde, Mutter des Anfangs, Mutter des Endes. Sie hieß Palästina. Dann nannte man sie Palästina. Meine Herrin: ich verdiene, da du meine Herrin bist, ich verdiene zu leben." Im Anschluss daran schilderte die junge Palästinenserin Joud die aktuelle Lage in Palästina und prangerte die an der Zivilbevölkerung begangenen Ungerechtigkeiten an. Zu Beginn ihrer Rede forderte sie zu einem Gebet bzw. einer Schweigeminute für die Toten auf. Über ein Viertel der Toten sind Kinder. Ihr Blut soll nicht umsonst geflossen sein. Sie hielt eine flammende Rede für die Freiheit Palästinas, wiederholte ihre Worte mehrmals, damit sie nicht mehr aus unseren Köpfen gehen.

Nach dieser Eröffnung am Mariahilferplatz formierte sich der Demozug zu den Klängen der palästinensischen Nationalhymne. Rund 300 Menschen marschierten mit palästinensischen Fahnen, Transparenten und Schildern durch die Grazer Innenstadt. Die Demo war kräftig, viele Parolen auf Arabisch, Deutsch und Englisch für die Freiheit Palästinas, begleitet von einer Tambour. Am Hauptplatz hielt spontan Yassir eine kurze Rede, weil viele Passant:innen interessiert am Rande des Demozuges stehen blieben. Er erklärte den Leuten, warum wir demonstrieren und betonte, dass jüdische Menschen unsere Geschwister sind, und wir gegen den Zionismus protestieren, welcher die Ungleichbehandlung von nicht-jüdischen Menschen festschreibt.
Am Tummelplatz hielten wir unsere Schlusskundgebung ab, welche mit dem Lied Dammi Falastini (My Blood is Palestinian) begann. Zunächst sprach Fatima und appellierte wie vergangenen Samstag vor allem an die Jugend, sich gegen Ungerechtigkeiten einzusetzen. Es herrsche zwar Waffenruhe, aber das bedeute nicht das Ende all der Gräueltaten und Demütigungen in Palästina. Sie rief dazu auf, dauerhaft aktiv zu werden, keine Angst vor der Antisemitismuskeule zu haben. Als konkreten Vorschlag nannte sie, sich an einer Gruppe "Palästina spricht" zu beteiligen. Nach ihr solidarisiert sich Wolfgang von Die Linke mit dem Freiheitskampf des palästinensischen Volkes. Er kritisierte Kurz & Co für ihre kurz-sichtige Kollaboration mit der israelischen Besatzungspolitik, verurteilte Gewalt auf beiden Seiten und appellierte an die Zwei-Staatenlösung, welche mit friedlichen Mitteln anzustreben sei. Zum Abschluss sprach Franz von der Palästina Solidarität Steiermark. Der Zionismus sei bestimmt vom europäischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts und dem Aberglauben, Gott habe vor 3000 Jahren das Land allein den Juden geschenkt. Gott könne vieles sein, ganz sicher sei er aber kein Immobilienhändler. Nach mehr als 70 Jahren des Unrechts komme es darauf an, endlich aus dem Kreislauf der Gewalt auszubrechen. Das sei nur möglich, wenn der Grundkonflikt gelöst werde und Israel die Besatzung beende. Dafür sind auf allen Seiten die Hausaufgaben zu erledigen. Der ungebrochene Widerstand der Palästinenser:innen lege die Basis. Er werde weltweit von immer mehr Menschen unterstützt. Auch von sehr vielen Juden innerhalb und außerhalb Israels. Die "arabische Straße" müsse dafür Sorge tragen, den Verrat am palästinensischen Volk durch die Kollaboration ihrer korrupten Führungen mit Israel ein Ende zu setzen. Und ebenso sei es die Aufgabe der Friedens- und Menschenrechtsbewegungen in Europa und den USA die feige Komplizenschaft unserer Eliten mit dem zionistischen Regime zu überwinden. So wie in Südafrika werde es auch in Palästina gelingen, Israels Rassismus, Apartheid und Kolonialismus abzuschaffen. Die Demonstration klang mit Parolen, Musik und palästinensischen Volkstanz aus.

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