Kurzkritik zum Artikel von Markus Sulzbacher: ‚Das Problem der österreichischen Linken mit dem Antisemitismus‘ vom 2.11.2021

Absolut zutreffend ist das Schlusszitat von Prof. Margit Reiter, dass „vor allem die Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte eine differenzierte Aufarbeitung bräuchte.“

Genau dagegen verstößt Sulzbachers Polemik durchgehend: Was er präsentiert, ist ein heilloses Durcheinander. Aber das dürfte gewollt sein, weil mit „Sprungbrett“-Argumentation Themen, die auseinanderzuhalten sind, irreführend und ohne Nachweise vermischt werden können. Beispiel gefällig? Da steht von Brunnenvergiftung. Aber in welchem Zusammenhang hat jemand Israel dies vorgeworfen? Fakt ist aber: Da ich täglich israelische Qualitätsmedien lese, ist mir bekannt, dass in der dünn besiedelten Zone C der besetzten Westbank religiös-ultranationalistische, Araber hassende Siedler den friedlichen palästinensischen Hirten (z.B. in den Hügelgebieten südlich von Hebron) nicht nur ihre Zisternen demolieren, um ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen, sondern auch Schafskadaver in ihre Brunnen werfen, um ihr Wasser zu vergiften.

Aber wenn man so etwas, das dokumentierte Tatsache ist*, aufzeigt, wird das von „Antisemitismus-Erklärern“ aufgegriffen und mit alten antisemitischen Stereotypen verbunden, die dann lang und breit „erklärt“ werden – was damit überhaupt nichts zu tun hat!

Dieselbe manipulative Taktik wendet Sulzbacher an, wenn es um die (dokumentierte**) Tötung von Kindern durch IDF-Soldaten geht: „Sprungbrett“ zur alten Ritualmord-Legende.

Leider durchzieht diese manipulative Argumentation den gesamten Sulzbacher-Artikel.

Dass so ein Pamphlet im „Standard“ unkritisch abgedruckt wird, ist beschämend und sollte beim Presserat wegen impliziter Diffamierung sachlicher Kritik an Israels Politik angezeigt werden.

Fritz Weber,
weder links noch rechts, vielmehr den ungeschminkten Fakten verpflichtet

* “A Nightmare Season in the West Bank”, Haaretz 22. Okt. 2021

** Defense for Children International Palestine (DCIP)