Neue Hilfsflotte geplant

Die internationale »Free Gaza«-Kampagne läßt sich vom brutalen Vorgehen der israelischen Marine nicht abschrecken. Im Herbst soll erneut eine Solidaritätsflotte für die Palästinenser im abgeriegelten Gazastreifen auf den Weg gebracht und damit der Druck auf Israel aufrechterhalten werden. Mindestens drei Schiffe mit Hilfsgütern sollten im September oder Oktober starten. Das kündigte Greta Berlin, Sprecherin der Free-Gaza-Bewegung, am Donnerstag auf Zypern an. An der Aktion wird sich demnach auch wieder die »Europäische Kampagne zur Beendigung der Gaza-Blockade« beteiligen. Bereits unterwegs sei das irische Schiff »Rachel Corrie« mit zwölf Aktivisten an Bord. Auf einer Pressekonferenz in Berlin rief der schwedische Schriftsteller Henning Mankell das Team auf, die Fahrt nach Gaza fortzusetzen. Israel dürfte es sich gut überlegen, noch einmal auf Passagiere zu schießen. Er selbst wolle an der für September oder Oktober geplanten Solidaritätsfahrt teilnehmen, erklärte Mankell auf jW-Nachfrage. Solche Zeichen der Solidarität seien notwendig.

 

Auch die türkische Wohltätigkeitsorganisation IHH, die den jüngsten Schiffskonvoi geleitet hatte, arbeitet weiter am Ende der Gaza-Abriegelung und will neue Schiffe auf den Weg bringen. »Wir machen weiter, bis das Embargo aufgehoben ist, sagte der IHH-Vorsitzende Bülent Yildirim nach seiner Abschiebung aus Israel am Donnerstag vor Journalisten in Istanbul. Seine Organisation wolle die ganze Welt an noch größeren Konvois beteiligen, die von Land und See aus geplant seien. Yildirim war an Bord der unter türkischer Flagge fahrenden »Mavi Marmara«. Das Passagierschiff war am frühen Montag morgen von israelischen Soldaten gestürmt worden. Bei dem Angriff in internationalen Gewässern waren israelischen Angaben zufolge neun Menschen getötet worden. IHH geht von weit mehr Toten aus. Seine Organisation vermisse mehrere Passagiere, die an Bord gewesen seien, so Yildirim. Möglicherweise seien einige Opfer von den israelischen Soldaten über Bord geworfen worden. Seinen Schilderungen zufolge haben sich Aktivisten mit Eisenstangen gegen die israelischen Spezialeinheiten verteidigt und mehrere Soldaten überwältigt. Sie hätten die Waffen der Soldaten in ihre Gewalt gebracht und benutzen können, diese aber über Bord geworfen. »Selbst wenn wir sie benutzt hätten, wäre es Selbstverteidigung gewesen«, erklärte Yildirim. Gegen die israelischen Angreifer erhob er schwere Anschuldigungen: So sei ein Journalist namens Cevdet »ohne Grund« erschossen worden. »Er hat einfach nur Bilder gemacht. Er wurde aus einer Entfernung von weniger als einem Meter erschossen. Sein Kopf explodierte … Einer unserer Freunde wurde erschossen, als er sich ergeben hatte.«

 

Die abgeschobenen türkischen Aktivisten wurden in Istanbul von Tausenden Menschen mit Jubel empfangen. Der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Arinc begrüßte sie wie Helden. Sie hätten »Barbarei und Unterdrückung« erlebt. Das türkische Parlament forderte Israel zu einer offiziellen Entschuldigung für die Kommandoaktion auf. Auch der britische Premierminister David Cameron nannte den israelischen Militäreinsatz »vollkommen inakzeptabel« und forderte ein Ende des Gaza-Embargos. Ebenso drängte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon Israel auf die sofortige Aufhebung der Blockade. Sie »ist kontraproduktiv, nicht nachhaltig und Unrecht«, sagte er in New York. Der UN-Menschenrechtsrat in Genf beschloß am Mittwoch, ein unabhängiges internationales Team mit der Untersuchung des Angriffs zu beauftragen.

 

Auch die arabischen Staaten sehen sich durch die »Free Gaza«-Bewegung unter Zugzwang gesetzt. Die Arabische Liga kündigte nach einer Sondersitzung am Mittwoch abend an, die Blockade durch Israel »mit allen Mitteln durchbrechen« zu wollen.  Protesttermine: www.freegaza.de