Langthaler-Interview im "profil"

Ich habe dieses Interview dem „profil“ gegeben, wissend, dass es nicht um Journalismus geht, sondern um Hetze und Propaganda. Dennoch, es ist überhaupt das erste Mal, dass sie mir die Form des Interviews zugestehen.

Wobei „Interview“ war es nicht, sondern mehr eine Art Verhör. Es gab keinen Satz, den ich fertigsprechen durfte, alles wurde in Einzelteile zerhackt. Mehrmals musste ich darauf hinweisen, dass er ja von mir was wolle und wir auch abbrechen könnten. Aus dieser bruchstückhaften Masse von Satzteilen bastelte er dann etwas zusammen. Aus einer Stunde Aufregung wurden ein paar wenige Absätze mit schwacher innerer Logik moniert.

Mehrfach versuchte er meine Kritik am „American Empire“ in die Nähe seiner „jüdischen Weltverschwörung“ zu bringen. Angetan hatte es ihm auch der Begriff „retro“ für alle, die an der Überwindung des Kapitalismus mit den USA im Zentrum festhalten – als lebten wir tatsächlich in der besten aller Welten wie der lang verflossene Clinton uns einzureden versucht hatte. Wer ist da retro?

Ich hatte mir ausbedungen, das Interview zu autorisieren. Nachdem ich die ärgsten Hämmer herausgenommen hatte, verzichtete ich auf den Feinschliff, weil da hätte man jeden Satz umdrehen müssen.

Um so erstaunter war ich, als in der dann publizieren Version zwei Sätze fehlen, nämlich ganz entscheidende. Nämlich das das „Anwachsen des Antisemitismus“ auf die Umdeutung zurückgeht, bei der alle Kritik am Apartheidstaat mit Antisemitismus gleichgesetzt wird. Und zweitens, dass bei uns die jüdische Bevölkerung bei den Protesten hochwillkommen sind, geht es doch um nichts weniger als die allgemeinen Menschenrechte, die allen zukommen müssen.

Für die Druckausgabe war es sowieso schon zu spät. In der Onlineausgabe wurschtelte es sie noch irgendwie hinein. Doch schon wieder stimmte was nicht. In der autorisierten Version, hatte ich den letzten Satz, nämlich mit der Einladung an alle Jüdinnen und Juden. Das passte ihm nicht in den Kram. Als „Journalist“ muss er scheinbar das letzte Wort haben – das nennt sich dann „Qualität“.

W. Langthaler

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