Sehr geehrte Frau Chefredakteurin Doris Helmberger !

Der Krieg kann sofort vorbei sein.

Mit Entsetzen habe ich das Interview mit dem israelischen Botschafter in Österreich David Roet gelesen. Und das zum Osterfest !

Es beginnt schon damit, dass Sie den Ausbruch und Überfall von Hamaskämpfern als „genozidales Massaker“ bezeichnen. Während immer wieder bestritten wird, dass das Gemetzel an der palästinensischen Bevölkerung und die fast schon vollständige Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen nicht als solches bezeichnet werden darf.

Unwidersprochen darf der Botschafter in großzügig eingeräumten Platz seine Behauptungen ausbreiten. Menschen seien „enthauptet“ worden. Über diesen grauenhaften Krieg liegen – anders als bei Kriegen der Vergangenheit – unzählige Bilddokumente beider Seiten vor. Israel belegt seine Behauptungen selten mittels unanfechtbarer Beweismittel und lehnt externe Untersuchungen ab – auch solche durch internationale Organisationen.

Tal Shoam hätte mit allen Geiseln schon im Mai des Vorjahres entlassen werden können, aber Israel wollte nicht einer Beendigung des Krieges, dem Abziehen seines Militärs, dem Beginn eines Wiederaufbaues wie es der damals schon seitens der USA vorliegende Stufenplan vorsah und Netanjahu will es immer noch nicht.

Herr Roet behauptet – wo Trumps Zukunftsvision für Gaza angesprochen wird, Israel habe kein Interesse an Gaza „Gebt alle Geisel frei. Dann ist der Krieg vorbei.“

Und dann? Die radikalen Siedler warten schon auf eine Wiederbesiedlung.

„Diese Zahlen stammen von der Gesundheitsbehörde der Hamas – einer Terrororganisation.“ Auch Verwaltungsbeamte sind also Terroristen. Internationale Organisationen schätzen die Todeszahlen sogar viel höher!

Unüberbietbar sind seine Ausführungen zum Al-Ahli-Spital. „Die israelischen Streitkräfte haben einen Präzisionsangriff auf ein bestimmtes Gebäude innerhalb des Spitals durchgeführt und auf eine Kommandozentrale der Hamas gezielt.“ Dies mit Frühwarnung, es habe keine Opfer gegeben..“

Wie blöde ist dieser – oft ähnlich vorgebrachte Rechtfertigungsversuch. Wäre dieser Spitalsteil tatsächlich von einem militärischen Hamaskommando genutzt worden, wären die nach der Warnung darin geblieben, um ihre Auslöschung abzuwarten?

Ausländische Ärzte, auch amerikanische, die freiwillige Einsätze in Gazas Spitälern leisten und geleistet haben, habe ausgesagt, dass sie nie ein Agieren von bewaffneter Hamas in den Spitälern erlebten.

„Am Palmsonntag ( vaticannews 13.04. ) erhielt das Krankenhaus-Team laut Mitteilung um 1,30 Uhr nachts eine Evakuierungswarnung des israelischen Militärs, 20 Minuten vor einem Bombardement. Dabei seien ein Labor, die Notaufnahme, die Apotheke und die Ambulanz erheblich beschädigt worden. ‚Wir mussten Patienten evakuieren und leider starb eines der kranken Kinder, das eine Hirnverletzung hatte, weil es mit Sauerstoff versorgt wurde, aber verlegt werden musste.“ so Tarazi.

Alle in der Klinik litten unter einem Mangel an Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und Lebensmitteln, so die Leiterin; und „Schon vor diesem Rückschlag waren wir wegen der Blockade der Hilfsgüter in großer Not.‘“

Und kurze Zeit zuvor die Tötung von 15 Sanitätern am 23.03.

Das, was für mich unbegreiflich ist, warum gibt es keine anderen Zeugnisse in der Furche, nicht nur in der Furche, in unseren Medien?

Natürlich bleibt auch hier unerwähnt, was sich an Ungeheuerlichkeiten in der Westbank, in Ostjerusalem ereignet. 40.000 Vertriebene aus den vier großen Flüchtlingslagern, ungeahnte Übergriffe der radikalen Siedler, Häuserabrisse…

Schulen werden gesperrt..

Es gäbe christliche palästinensische Persönlichkeiten, die wahrheitsgemäß Zeugnis geben könnten, auch Internationale vom Roten Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, Save the Children, sie werden nicht angefragt, für sie ist kein Raum.

Und zum Schluss :

Ich bin ein alter Ordensmann. Derzeit wurde aus Jerusalem übertragen. Endlich wieder Touristen, die Kirchen feiern, die Juden ihr Pessach Fest..Friede in einer kleinen Enklave.

Ich kann verstehen, wie groß die Sehnsucht der Menschen dort ist, endlich wieder Besucher, ein wenig Geschäft nach langer Aushungerung, miteinander religiös feiern feiern  (die halt dürfen!)

und wenige Kilometer entfernt ungehemmtes Gemetzel, Aushungerung, keine Hilfslieferung – auch nicht der nötigsten Dinge : Medikamente, große Not an Trinkwasser…

Das Feiern wird zu Blasphemie, dort und auch bei uns !

Karl Helmreich