Eine Groteske in Schwarzweiß…!! (Gaza 159)

In einer Szene, die direkt aus dem absurden Theater eines längst vergessenen Autors stammen könnte – ein Stück ohne Publikum, ohne Pointe, aber mit viel Blut im Bühnenbild – tritt Benjamin Netanjahu auf die politische Weltbühne. Nicht mit einem Friedensplan, nicht mit einer Entschuldigung, sondern mit einer grotesken Bewerbung: Donald Trump soll den Friedensnobelpreis erhalten. Ja, Sie haben richtig gelesen. Trump. Der Mann mit der goldenen Krawatte und der Betonfrisur.

Was wie eine Satire auf diplomatische Auszeichnungen wirkt, ist in Wahrheit eine tragikomische Farce. Denn wenn ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher einen anderen für den Frieden empfiehlt, dann geht es nicht um Auszeichnung, sondern um Alchemie – die politische Umwandlung von Blut in Glanz. Netanjahu, in seinem Maßanzug, der mehr Leichen als Linien verbirgt, inszeniert eine neue Ehe zwischen politischer Eitelkeit und moralischem Bankrott. Trump, ein Mann, der Friedensverträge eher wie Immobiliendeals betrachtet, verkaufte die Gerechtigkeit im Nahen Osten an den Höchstbietenden. Die sogenannte „Deal of the Century“ war weniger Jahrhundertvertrag als ein Jahrhundertverrat.

In seinem Schreiben an das Nobelkomitee fabuliert Netanjahu von „Stabilität“, die Trump dem Nahen Osten gebracht habe. Aber welche Stabilität meint er? Die Stabilität der Mauern in der Westbank? Die Stabilität des Hungerregimes in Gaza? Oder vielleicht die Stabilität der Bulldozer, die palästinensische Dörfer in Staub verwandeln? Ist es der „Frieden“, der mit einem Gewehr im Rücken diktiert wird – oder jener, der nur dem Besatzer nützt, während der Besetzte verstummen soll? Es ist ein pervertierter Frieden, ein Orwell’scher Frieden: Frieden ist Krieg, und Besatzung ist Sicherheit. Und während der Westen zuschaut, als sei alles ein Netflix-Drama, sterben in Gaza weiterhin Kinder – nicht durch dramaturgische Zufälle, sondern durch kalkuliertes Feuer. Trump, der einst Jerusalem und die Golanhöhen mit einem Federstrich verschenkte, als wären es Golfplätze in Florida, verdient keinen Preis, sondern eine kritische Studie über narzisstische Politik in Zeiten der postfaktischen Welt.

Und man wird sich kaum wundern, wenn demnächst Netanjahu für den UNRWA-Preis für humanitäres Engagement vorgeschlagen wird – oder wenn Ex-Verteidigungsminister Galant für den UNESCO-Preis zur Bewahrung des Kulturerbes nominiert wird. Vorausgesetzt natürlich, das Erbe hat keine Besitzer, keine Geschichte und keine Geografie. Das ist kein Witz mehr – das ist moralischer Bankrott in Reinform. Der Friedensnobelpreis, einst Symbol für Hoffnung, droht zum Feigenblatt für Gewalt zu verkommen. Der Vorschlag, Trump auszuzeichnen, ist kein diplomatischer Fauxpas – es ist ein Schlag ins Gesicht der Gerechtigkeit, ein Hohn auf die Völker, die seit Jahrzehnten unter der Gewalt leiden. Hat Netanjahu denn keine Zeitung gelesen? Keine Proteste gesehen, keine Rufe der Demonstranten gehört, die von Washington bis Berlin die Straßen füllten? Glaubt er wirklich noch, dass mediale Kosmetik Granaten überstrahlt?

Die Welt hat sich verändert. Und der Palästinenser, der seit über 75 Jahren widersteht, widersteht nicht nur Panzern und Mauern – er widersteht auch der Lüge. Er schreibt Geschichte mit Blut, nicht mit Pressemitteilungen. Vielleicht, nur vielleicht, sollte das Nobelkomitee eine neue Kategorie einführen: „Friedensnobelpreis für mörderische Stabilität – gesponsert von der Besatzung“. Denn in einer Welt, in der Werte beliebig geworden sind, kann selbst eine Kinderleiche zur Kulisse für Friedensrhetorik werden.

Am Ende bleibt diese Vorstellung, wie so viele vorher, schlecht geschrieben und miserabel inszeniert. Netanjahu ist ein untalentierter Regisseur, Trump ein überforderter Darsteller – und das Publikum? Es klatscht nicht mehr. Es steht auf. Es geht. Und es weiß: Der wahre Frieden wird nicht verliehen. Er wird erkämpft – mit Würde, mit Geduld, und irgendwann, auf palästinensischem Boden, mit Gerechtigkeit. Denn so lange der Schein glänzt, mag das Blut überdeckt sein – aber der Tag der Wahrheit kommt. Unaufhaltsam.