Hungermord stoppen - Sanktionen gegen Israel!
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Erklärung der Aktivist:innen zur Protestaktion bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele!


26. Juli 2025

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Protest zur Eröffnung der Salzburger Festspiele: Kunst darf nicht nur dort kritisch sein, wo es bequem ist

„Gerade dieser Krieg hat bewiesen, dass das Theater nicht entbehrlicher Luxus für die oberen Zehntausend, vielmehr ein unentbehrliches Lebensmittel für die Allgemeinheit ist.“ – Max Reinhardt, 1917

Es ist an der Zeit, die Salzburger Festspiele an das Ethos ihrer Gründer zu erinnern.

Während sich heute, am 26. Juli 2025, die politische und finanzielle Elite des Landes in der Felsenreitschule einfindet und die Festspielsaison feierlich eröffnet, stehen palästinensische Kinder in Gaza vor dem Hungertod. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und die österreichische Bundesregierung sehen nach bald zwei Jahren Genozid immernoch tatenlos zu, wie die israelische Armee tagtäglich Zivilist:innen ermordet und die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza blockiert. Die Festrednerin Anne Applebaum spricht über „Demokratie und Musikfestspiele“, aber schweigt über Israels dokumentierte Angriffe auf Journalist:innen, Ärzt:innen und Rettungskräfte. Die Firma Siemens, einer der Hauptsponsoren der Festspiele, beteiligt sich mit Infrastrukturprojekten an der illegalen Besiedelung der besetzten Gebiete – und macht sich damit an Kriegsverbrechen mitschuldig. Drohnen mit österreichischen Komponenten schießen in Gaza auf unbewaffnete Frauen, Männer und Kinder. Während in Gaza ein ganzes Volk verhungert, herrscht in Salzburg Feststimmung. Von Reinhardts ‚unentbehrlichen Lebensmitteln‘ ist auf diesen Theaterbühnen keine Spur.

Wir sagen: Es reicht

Die Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden. Sie müssen das vielzitierte Erbe ihrer Gründer ernst nehmen – und Stellung beziehen, für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Völkermords. Deshalb setzen wir heute zum Festakt der Salzburger Festspiele ein Zeichen für Palästina.

Unsere Forderungen an die österreichische Bundesregierung:

1. Sanktionen gegen Israel

Das systematische Aushungern der Bevölkerung in Gaza muss sofort gestoppt werden. Die österreichische Bundesregierung trägt die politische und moralische Verantwortung, diese eklatanten Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen klar und unmissverständlich zu verurteilen. Österreich muss sich mit Nachdruck für das sofortige Ende aller Kampfhandlungen und die uneingeschränkte Versorgung der Bevölkerung Gazas mit Lebensmitteln, medizinischer Hilfe und weiteren Hilfsgütern einsetzen. Die umgehende Öffnung des Grenzübergangs Rafah sowie der sichere Zugang für humanitäre Organisationen sind unumgänglich. Es kann kein freundschaftliches Verhältnis mit einem Staat geben, der einen Völkermord begeht. Das ist Mittäterschaft.

2. Verteidigung der Neutralität Österreichs

Die österreichische Bundesregierung sowie heimische Unternehmen müssen umgehend alle politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verbindungen zu Israel beenden. Solange Israel schwerste Menschenrechtsverbrechen begeht und das humanitäre Völkerrecht in Gaza systematisch bricht, ist jede Form der Zusammenarbeit eine aktive Mitverantwortung. Es muss umgehend sichergestellt werden, dass sämtliche NATOWaffentransporte durch Österreich gestoppt werden. Die Lieferung österreichischer Komponenten für israelische Drohnen muss sofort gestoppt werden. Österreich hat sich in seiner Verfassung der „immerwährenden Neutralität“ verpflichtet. Dieser Auftrag ist kein Lippenbekenntnis, er muss ernst genommen und durch entschlossenes Handeln umgesetzt werden. Neutralität heißt: keine Waffen für Krieg, keine Komplizenschaft mit Völkerrechtsbrechern.

3. Schluss mit der Verdrehung des Antisemitismusbegriffs

Die historische Mitschuld Österreichs am Holocaust darf nicht als Rechtfertigung für heutige Verbrechen missbraucht werden. „Nie wieder“ muss für alle Menschen gelten. Israels Vorgehen in Gaza als das zu bezeichnen, was es ist – Genozid und ethnische Säuberung -, ist nicht Antisemitismus, sondern moralische Pflicht. Die Erinnerung an unsere nationalsozialistische Vergangenheit verpflichtet uns dazu, an der Seite der Unterdrückten zu stehen – in diesem Fall an der Seite des palästinensischen Volkes.

4. Eine Stimme für Palästina – Für eine klare Positionierung der Salzburger Festspiele

Die Festspiele verstehen sich 2025 als Ort des künstlerischen Widerstands gegen Krieg und Unterdrückung – doch zur Gewalt in Gaza schweigen sie. Warum? Diese Leerstelle ist politisch opportun. Wir fordern das Direktorium auf, palästinensische Stimmen sichtbar zu machen und der Grausamkeit der Verbrechen in Gaza nicht länger auszuweichen. Kunst darf nicht nur dort kritisch sein, wo es bequem ist.

Max Reinhardts sah Frieden und Humanität als Kern der Festspiel-Idee. Die Salzburger Festspiele und die Republik Österreich stehen in der Verantwortung, dieses Erbe zu bewahren – und ihn gegen gegenwärtiges Unrecht zu verteidigen.

Für Gerechtigkeit. Für Frieden. Für ein freies Palästina.

Protest at the Opening of the Salzburg Festival: Art must not only be critical when it’s convenient

„This war, above all, has proven that theatre is not a dispensable luxury for the upper ten thousand, but rather an essential necessity for the public at large.“ — Max Reinhardt, 1917

It is time to remind the Salzburg Festival of the ethos of its founders.

Today, on July 26, 2025, as the country’s political and financial elite gather in the Felsenreitschule to ceremoniously open the festival season, Palestinian children in Gaza face death by starvation. After almost two years of genozide, Austrian President Alexander Van der Bellen and the federal government stand by and watch as the Israeli military kills civilians every day and blocks the delivery of humanitarian aid into Gaza. The keynote speaker, Anne Applebaum, speaks of “Democracy and Music Festivals” but remains silent on Israel’s documented attacks on journalists, medics and aid workers. Siemens, one of the festival’s main sponsors, is involved in infrastructure projects that support the illegal settlement of occupied territories—making the company complicit in war crimes. Drones equipped with Austrian-made components are being used in Gaza to fire on unarmed women, men, and children. While an entire population in Gaza is starving, in Salzburg, the mood is celebratory. There is no trace of Reinhardt’s “essential necessities” on these stages.

We say: Enough

The Salzburg Festival must not become a space of willful ignorance. It must take the oftcited legacy of its founders seriously—and take a stand: for an immediate ceasefire and an end to genocide. That is why today, during the Salzburg Festival’s official opening, we are raising our voices for Palestine.

Our Demands to the Austrian Federal Government

1. Sanctions Against Israel

The systematic starvation of Gaza’s population must end immediately. The Austrian government bears both political and moral responsibility to clearly and unequivocally condemn these grave human rights violations and war crimes. Austria must urgently advocate for the immediate end of all combat, and for unrestricted delivery of food, medical aid, and other essential supplies to the people of Gaza. The Rafah border crossing must be reopened without delay, and humanitarian organizations must be guaranteed safe access. There can be no “friendly” relations with a state committing genocide. That is complicity.

2. Uphold Austria’s Neutrality

The Austrian government and domestic companies must immediately sever all political, economic, and military ties with Israel. As long as Israel continues to commit severe human rights abuses and systematically violate international humanitarian law in Gaza, any form of cooperation represents active complicity. All NATO arms transports through Austrian territory must be halted at once. The export of Austrian-made components used in Israeli drones must be stopped immediately. Austria’s constitution enshrines its commitment to „perpetual neutrality.“ This is not an empty promise—it must be taken seriously and put into practice through decisive action. Neutrality means: no weapons for war, no complicity in violations of international law.

3. Stop the Misuse of the Term ‚Antisemitism‘

Austria’s historical responsibility for the Holocaust must not be used to justify present-day crimes. Never again” must apply to all people. Calling Israel’s actions in Gaza what they are—genocide and ethnic cleansing—is not antisemitism, it is a moral obligation. Remembering our National Socialist past demands that we stand with the oppressed—in this case, with the Palestinian people.

4. A Voice for Palestine – A Clear Position from the Salzburg Festival

The Salzburg Festival in 2025 claims to be a site of artistic resistance against war and oppression—yet it remains silent on the violence in Gaza. Why? This silence is politically convenient. We call on the festival’s leadership to make Palestinian voices visible and to stop turning away from the brutality of what is happening in Gaza. Art must not only be critical when it’s comfortable.

Max Reinhardt saw peace and humanity as central to the Festival’s purpose. The Salzburg Festival—and the Republic of Austria—have a responsibility to preserve that legacy and to defend it in the face of present-day injustice.

For justice. For peace. For a free Palestine.

GLOBAL SUMUD FLOTILLA: Sail to Gaza!



Die offizielle Seite der Global Movement to Gaza ist jetzt live:
🌐 www.globalsumudflotilla.org

GLOBAL SUMUD FLOTILLA: Sail to Gaza!

Unser Ziel ist klar:
Wir wollen die brutale, völkerrechtswidrige Blockade des Gazastreifens brechen.
Wir wollen dem Genozid, der sich vor den Augen der Welt abspielt, ein Ende setzen.
Und wir wollen den Menschen in Gaza genau das bringen, was ihnen systematisch verwehrt wird: Hoffnung, Menschlichkeit – und lebenswichtige Hilfe.

Daher segeln wir.
Daher entsteht die Global Sumud Flotilla.

„Sumud“ das bedeutet Standhaftigkeit, Durchhaltevermögen, Würde trotz Zerstörung.
Mit Segelschiffen, beladen mit Hilfsgütern und Hoffnung, machen wir uns bereit, durch die Wellen der Ohnmacht zu brechen.

Über 70 Delegationen aus allen Teilen der Welt sind Teil dieses historischen Moments.
Am 16. Juli 2025 beginnt die Registrierung für die Global Sumud Flotilla über unsere neue Homepage können sich Unterstützer*innen, Organisationen und mutige Menschen aus aller Welt anschließen.

Wir wissen: Ein Waffenstillstand allein bedeutet noch keinen Frieden.
Er bedeutet nicht, dass die Kinder in Gaza satt werden.
Er bedeutet nicht, dass die Blockade fällt.
Darum machen wir weiter.

Wir segeln, weil wir an das Leben glauben.
Wir segeln, weil Schweigen keine Option ist.
Wir segeln, weil Gaza nicht allein ist.

Global Movement to Gaza ist keine gewöhnliche Initiative. Es ist ein weltweites kollektives Gewissen.
Und wir laden euch alle ein, Teil davon zu sein mit eurer Stimme, eurer Kraft, eurem Mut.

Denn niemand ist frei, solange Gaza belagert wird.

Danke.

#SAILTOGAZA GlobalSumudFlotilla #FreePalestine #GazaSolidarity #GMTG

Video: Nadia von der österreichischen Delegation zur Global Sumud Flotilla: Sail to Gaza!

GLOBAL SUMUD FLOTTILA (sail) TO GAZA🇵🇸


12. Juli 2025

GLOBAL FLOTTILA (sail) TO GAZA🇵🇸
GLOBAL March to Gaza zusammen mit der Freedom Flottila Koalition und SUMUD.
Als Teil des organisatorischen Teams von Global March to Gaza Österreich und Mitglied des Internationalen Komitees möchte ich euch ein starkes Zeichen senden:
Wir befinden uns aktuell in Phase 2.5 unserer Vorbereitungen  und wir können euch sagen: Es bewegt sich etwas Großes!

Global March to Gaza wird gemeinsam mit der Freedom Flotilla Coalition und SUMUD den nächsten mutigen Schritt gehen
wir stechen in See Richtung Gaza.
🌊🕊️🇵🇸
Ein Akt des friedlichen Widerstands. Eine Flotte der Solidarität.

Ankündigung: Aus Global March to Gaza wird Global Movement to Gaza

Nach intensiver Vorbereitung, zahlreichen Gesprächen und Abstimmungen mit internationalen Partner ist es nun offiziell: Global March to Gaza wird ab sofort unter dem Namen Global Movement to Gaza weitergeführt.

Dieser Schritt spiegelt die gewachsene Dynamik, Vielfalt und Reichweite unserer weltweiten Bewegung wider. Das neue Logo bleibt einheitlich jede nationale Delegation wird jedoch ihre Landesflagge ergänzen, um die internationale Solidarität sichtbar zu machen.

💥 Neuer Kurs: Global SUMUD Flotilla

Im Zentrum unserer nächsten großen Aktion steht die Global SUMUD Flotilla, eine friedliche Segelmission Richtung Gaza. Sie wurde gemeinsam mit der Freedom Flotilla Coalition geplant und ist Teil einer offiziellen Koalition unter dem starken Namen SUMUD, dem arabischen Begriff für Standhaftigkeit, Hoffnung und Widerstandskraft.

Das Logo der Flottille steht bereits, und in den kommenden Tagen werden weitere Details zur Route, Logistik und Mitwirkung veröffentlicht. Ein transparenter Anmeldeprozess für alle, die aktiv mitmachen wollen, wird bald öffentlich gemacht.

📲 Wir werden euch bald auch den Link zum offiziellen Instagram-Kanal der Koalition posten – bleibt dran und helft mit, diese Bewegung in den Wind der Veränderung zu setzen!

GlobalMovementToGaza #SUMUDFlotilla #FreedomFlotilla #SailToGaza #SolidarityWaves #StandWithPalestine

Handala setzt Segel in Richtung Syracuse!!

Aktivist:innen fordern im Parlament: Sanktionen gegen Israel – Stoppt den Hungermord in Gaza!



Wien 11.7.2025 – Im Rahmen der 39. Sitzung des Nationalrats am 11. Juli, bei der die humani-täre Lage im Gazastreifen thematisiert wurde, intervenierten Aktivist:innen der Palästina Solidarität Österreich. Mit Bannern, Flugblättern und Sprechchören forderten sie politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen Israels Völkermord.

„Die Blockade von Gaza muss fallen – der Hungermord muss gestoppt werden!“, lautete der zentrale Appell der Protestierenden. Sie unterstützten die Forderung der Parlamentsfraktionen nach einem ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe, kritisierten jedoch scharf, dass der Antrag angesichts des andauernden Völkermords und der massenhaften Vertreibungen nicht ausreiche.

„Während dem israelischen Außenminister der rote Teppich ausgerollt und die Freund-schaft zwischen Israel und Österreich beschwören wird, beschränkt sich Österreich wenn es um Völkermord geht auf diplomatische Floskeln. Gaza liegt in Schutt und Asche . Hunger wird als systematisch als Waffe eingesetzt“, erklärte ein Mitglied der Gruppe.

Die Aktivist:innen werfen Österreich vor, durch die strategische Partnerschaft mit Israel wirtschaftlich vom Völkermord zu profitieren. Sie fordern die sofortige Beendigung dieser Kooperation sowie die Annullierung aller laufenden Waffengeschäfte, darunter das Sky-Shield-Abkommen und den Ankauf israelischer Panzer.

Außerdem fordern sie, dass sich Österreich im Rahmen der EU für die Aussetzung des EU-Israel-Assoziierungsabkommens einsetzt, politische Sanktionen beschließt und diplomatische Schritte gegen den Siedlungsbau und die fortgesetzte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung setzt.

Zentrale Forderungen der Aktion:

  • Sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand
  • Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens
  • Uneingeschränkter Zugang für humanitäre Hilfe
  • Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel
  • Internationale Aufklärung aller Kriegsverbrechen
  • Umfassende Sanktionen bis zur Beendigung der Besatzung

„Gaza – ein Kinderfriedhof“: Österreichweite Trauermärsche für die Kinder Palästinas


30. April 2025

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Unter dem Titel „Gaza – ein Kinderfriedhof“ fanden am Samstag, dem 26. April, in sieben größeren Städten Österreichs, in Feldkirch, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg, Linz und Wien zeitgleich stille, aber umso eindrucksvollere Trauermärsche statt mit insgesamt beinahe zweitausend teilnehmenden Menschen, die sich beteiligten. Allein in Feldkirch zählte man rund 700 Teilnehmer:innen. Die Trauermärsche standen im Zeichen des Gedenkens an die zahllosen getöteten, verletzten, verwaisten und traumatisierten Kinder im Gazastreifen – Opfer des Völkermordes in Palästina.

Die Märsche fanden in schwarzer Trauerkleidung und schweigend statt, unter Nutzung symbolischer Elemente wie blutbefleckter Leichentücher und leeren Kinderwägen, begleitet von stiller Musik und der Verteilung von Flyern mit dem Titel „Gaza, ein Kinderfriedhof“ an die Passant:innen, um auf die Lage der Kinder in Palästina aufmerksam zu machen. Das „laute Schweigen“ der Trauerzüge wirkte erschütternd und wurde dem „tödlichen Schweigen“ der österreichischen Regierung zum Völkermord in Gaza entgegengehalten. Der Eindruck der still marschierenden Menschen machte den meisten Menschen ein „Wegsehen“ unmöglich.

In mehreren Städten fanden vor oder nach den Märschen Redebeiträge statt, die Fassungslosigkeit und Entsetzen über die internationale Untätigkeit und die anhaltende Unterstützung des offiziellen Österreichs angesichts dieses Völkermordes, ausdrückten. In Wien sprachen Andreas Reiner (evangelischer Christ, Rechtsanwalt, Moderator), Nadine Sayegh (Palästinensische Ärzte- und Apothekervereinigung, Autorin), Mary Pampalk (Frauen in Schwarz, als Mutter und Großmutter) sowie Iris Hefets aus Deutschland (Jüdische Stimmen für einen gerechten Frieden in Nahost).

Außerdem berichtete Maria, eine seit einem Jahr in Gaza tätige Krankenschwester von den unvorstellbaren Zuständen in Krankenhäusern, von Kindern, die ohne Betäubung operiert werden müssen, und von einem Alltag, der nur mehr aus Angst und Tod besteht. Die tiefe Erschütterung dieser unerträglichen Vor-Ort-Tatsachen spiegelten sich in den Tränen vieler Anwesender wider.

„Dass so etwas im 21. Jahrhundert vor den Augen der Weltöffentlichkeit geschehen kann, ist unerträglich“, erklärte eine Rednerin in Innsbruck. Betont wurde von Anfang an die friedliche Natur der Aktion in würdiger Trauer der Menschlichkeit und gleichzeitigem stillen Zorn über das unfassbare Unrecht. Die Teilnehmer:innen appellierten an die Solidarität der Menschen mit der palästinensischen Bevölkerung, gerade mit den Kindern. 

Nur drei Tage nach den Märschen wurde die Realität erneut grausam bestätigt: Bei weiteren israelischen Luft- und Artillerieangriffen auf den Gazastreifen starben laut palästinensischen Angaben über 30 weitere Menschen – darunter erneut mehrere Kinder.

Das Zeichen der Trauermärsche war klar: Wir dürfen nicht schweigen zu Völkermord und wir dürfen nicht schweigen angesichts des Massenmordes an Kindern. Die Märsche zeigten unsere Entschlossenheit, sie verliefen friedlich und in Stille, aber mit großer emotionaler Wucht und als deutliches Zeichen an die österreichische Gesellschaft.

Behördliche Schikane statt Verständnis 


20. April 2025

ein Erfahrungsbericht aus Linz

Ich bin Cédra von der Palästina Solidarität Linz. Seit Beginn des israelischen Massakers in Gaza 2023 bin ich gemeinsam mit unserem Team aktiv in Linz – wir organisieren Demonstrationen, Infotische, Filmabende und Kundgebungen, um über die Lage in Palästina zu informieren und Solidarität zu zeigen.
Am 12. Oktober 2024 hatten wir zwischen 16:00 und 20:00 Uhr einen Infotisch in der Linzer Innenstadt angemeldet. Aufgrund eines Staus mit dem Auto, in dem sich das gesamte Material für den Infotisch befand, kamen wir später an. Ich wurde in dieser Situation von der Polizei telefonisch kontaktiert und erklärte den Umstand höflich und transparent – es gab keinerlei Probleme oder Auffälligkeiten vor Ort, der Infotisch verlief friedlich und wie geplant.
Doch am 29. Oktober 2024 erreichte mich ein Schreiben der Landespolizeidirektion Linz: ein sogenanntes „Parteiengehör“, in dem mir eine Verwaltungsübertretung zur Last gelegt wurde. Es hieß, wir hätten die Versammlung „mutwillig“ verspätet begonnen, da wir erst um 17:30 Uhr mit drei Personen anwesend gewesen seien. Diese Darstellung entspricht nicht der Wahrheit.
Ich nutzte mein Recht, mich per E-Mail zu rechtfertigen, erklärte erneut die Situation mit dem Stau und wies darauf hin, dass bereits vor 17:30 Uhr mehrere Personen vor Ort waren. Meine Stellungnahme wurde ignoriert. Am 10. Januar 2025 erhielt ich einen weiteren Bescheid – diesmal mit einer Mutwillensstrafe in Höhe von 250 € und der Begründung, die Versammlung sei nicht ordnungsgemäß abgehalten worden.
Ich habe den Fall an Walter Höller weitergeleitet, der mich unterstützte, durch viel mühsame Arbeit, Beschwerden und Schriftverkehr konnte die Angelegenheit schlussendlich aufgearbeitet werden.
Diese Erfahrung zeigt: Politisches Engagement – vor allem, wenn es sich gegen Unterdrückung und für Palästina richtet – wird immer wieder mit bürokratischen Hürden, Kontrollen und Einschüchterungsversuchen konfrontiert. Anstatt Verständnis für kleine Verzögerungen zu zeigen, wird kriminalisiert, statt zu kooperieren, wird sanktioniert.
Doch wir lassen uns nicht einschüchtern. Unsere Stimme bleibt laut. Unsere Arbeit geht weiter.

Cédra Maikeh (Palästina Solidarität Linz)

Schluss mit Demoverboten! Zur Untersagung der Demo vom 1.3.


1. März 2025

Für den 1. März 2025 wurden im Rahmen eines bundesweiten palästinasolidarischen Aktionstages „From the river to the sea – all people will be free“ Versammlungen in Wien, Linz, Innsbruck und Graz angemeldet. 

Während die Versammlungen in Oberösterreich, Tirol und der Steiermark anstandslos genehmigt wurden, verbot die Polizei in Wien die Kundgebung kurzerhand. Die antidemokratische Maßnahme wurde in geradezu absurder Weise gerechtfertigt, die der Manier der Verbote aus dem Herbst und Winter 2023 noch eines draufsetzt.

Das sind die Gründe:

Erstens: Keine Freiheit und Gleichheit für alle – nur Apartheid-Israel darf gelten
Die Forderung nach einer Freiheit und Gleichheit aller Menschen, die im Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer leben, die Forderung nach einem Zustand gleicher demokratischer Rechte und Schutz der Menschenrechte, wie es in „From the river to the sea – all people will be free“ zum Ausdruck gebracht wird, wird von der Polizei als deckungsgleich mit „From the river to the sea, Palestine will be free“ gewertet, was wiederum als kodierter „Vernichtungsaufruf“ gegen Israel geframed wird. In kurz: Im Gebiet zwischen Fluss und Meer darf es nur Apartheid-Israel geben.

Im Untersagungsbescheid heißt es:

Der von Ihnen angegebene Versammlungszweck ‚From the river to the sea, all people will be free‘ ist offensichtlich in Anlehnung an den Slogan ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘ gewählt. Bei dem Slogan ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘ handelt es sich um einen Code, der zur Beseitigung des Staates Israel aufruft. Diese Parole bedeutet im Grunde, dass Israel kein Recht habe, auf dem Land zwischen Jordan und Mittelmeer zu existieren, und wird seit Langem von islamistischen Gruppen unterstützt, die offen zur Beseitigung Israels aufrufen. Die Verwendung letztgenannten Slogans führte in der Vergangenheit zu Untersagungen bzw. Auflösungen von Versammlungen. Der von Ihnen gewählte Versammlungszweck hat nach Ansicht der Versammlungsbehörde denselben Bedeutungsgehalt wie der Slogan ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘.

Dazu ist zu beachten: „From the river to the sea – all people will be free“ ist im Einklang mit Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Die Behörden werten Artikel 1 der AEMR, wenn es um das Gebiet zwischen Fluss und Meer geht, jedoch als einen Kode für „From the river to the sea, Palestine will be free“. „From the river to the sea, Palestine will be free“ wiederum wird auch als ein Kode „zur Beseitigung des Staates Israel“ gewertet. Als Begründung dafür wird angeführt, dass er „seit Langem von islamistischen Gruppen unterstützt“ wird. 

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Eine Versammlung zum ersten (!) Artikel der Erklärung der Menschenrechte wird verboten, weil es sich um einen Kode für einen Kode für den Aufruf zur Vernichtung Israels handle, der ein solcher Kode ist, weil ihn auch „islamistische Gruppen“ unterstützen. Eine entlarvendere, zugleich dürftigere Argumentation lässt sich schwer finden – es geht einzig darum, die Stimme der Demokratie und gleicher Rechte für alle zum Schweigen zu bringen.

Nach Ansicht der Versammlungsbehörde weist der zuletzt genannte Slogan […all people will be free] jedoch denselben Bedeutungsgehalt wie der Slogan ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘ auf, und zielt die Verwendung des neuen Slogans auf dieselbe Wirkung ab.

Zweitens:

15 Monate Völkermord ist irrelevant – Nur der 7. Oktober ist der „aktuelle Kontext“

„From the river to the sea, Palestine will be free“ wird mit Verweis auf die Einschätzung der „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ (vom Oktober 2023) bewertet. Die Dokustelle wiederum hält fest, dass aufgrund der Historie ersichtlich wird, „dass der medial oft als ein ‚Code für die Vernichtung Israels‘ interpretierte Slogan ‚From the River to the Sea‘ auch abweichende Bedeutungsinhalte transportieren kann“, eben auch unter c. „ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in einem mehr oder weniger säkularen Staatswesen unter arabischer (wahrscheinlich muslimischer) Mehrheit“. 

Halten wir also fest: Die Polizei setzt „From the river to the sea – all people will be free“ (per se die Forderung nach einen gleichberechtigten Zusammenleben) gleich mit „From the river to the sea, Palestine will be free“ und interpretiert dann diese Forderung unter mehreren Möglichkeiten wortwörtlich im „medial oft interpretierten Sinne“ als „Code für die Vernichtung Israels“. Das tut sie wiederum in Berufung auf die Dokustelle, die im Oktober 2023 abschließend festhält: 

Vor dem aktuellen Hintergrund, sowie im Kontext der jeweiligen ideologischen Ausrichtung der diesen Slogan verwendenden Strömungen, bleibt daher abschließend festzuhalten, dass es nicht auszuschließen ist, dass durch den Slogan ‚From the River to the Sea‘ auch eine dezidierte Vernichtungsphantasie des Staates Israel und ein ideologisches Naheverhältnis zur Hamas, zum Ausdruck gebracht werden kann. Der aktuelle Kontext lässt auch diesen Schluss zu.

Das ist ein rhetorisches Meisterwerk: Von „im Kontext“ „nicht auszuschließen“ wird „Der aktuelle Kontext lässt auch diesen Schluss zu“. Aus „nicht auszuschließen“ (geringste Wahrscheinlichkeit) wird eine Schlussfolgerung (begründbare Wahrscheinlichkeit). Dabei handelt es sich um nichts anderes als die Freigabe für die Polizei zu verbieten, zu untersagen und aufzulösen. Der Erlass aus dem Justizministerium gab dann das endgültige Go auch für die strafrechtliche Verfolgung.

Was ist nun der „aktuelle Kontext“? Es handelt sich um die Ereignisse des 7. Oktobers 2023, was die Behörde im Untersagungsbescheid auch ausführt: „Im Ergebnis bedeutet dies, dass dieser Slogan im Kontext mit dem aktuellen Terrorangriff der HAMAS auf Israel am 07.10.2023 als Aufruf zur gewaltsamen Auslöschung des Staates Israel zu verstehen ist.“ 

Der „aktuelle Kontext“ ist also der „Terrorangriff der HAMAS“, nicht der fünfzehnmonatige Völkermord in Gaza, nicht die Terrorwelle Israels im Westjordanland, nicht die Anklage Netanjahus als Kriegsverbrecher, nicht die Zerstörung von Krankenhäusern, das Verbot der UNWRA durch die Knesset, nicht die tausendfache Verletzung der Menschenrechte, die Völkerrechtsbrüche… Alle diese Ereignisse, die die Welt erschüttert haben, sie alle sind nicht der „aktuelle Kontext“! Das ist himmelschreiende Polizeiwillkür.

Drittens:

Menschen der Palästina-Solidarität – keine Rechtsgültigkeit für diese „Personengruppe“

Die Polizei beruft sich darauf, dass die „Kontextbeurteilung“ ergibt, „dass hinter der Verwendung des neuen Slogans dieselbe Personengruppe steht, die sich seit dem Terrorüberfall der Hamas vom 07.10.2023 in oben dargestellter Art und Weise mehrmals hervorgetan hat und zu zahlreichen Untersagungen bzw. Auflösungen von Versammlungen führte.“ 

Welche Personengruppe ist gemeint? Die Personengruppe „palästinasolidarischer Menschen“, die, wenn man zuhören würde, immer und immer wieder für die Gleichheit aller Menschen in der Region zwischen Fluss und Meer, für Demokratie, gegen Völkermord und Kriegsverbrechen auftreten, für eine friedliche, nicht eine militärische Lösung. Die Behörde kann nicht anders zu verstehen sein, dass eine Einzelfallbeurteilung nicht stattgefunden hat, sondern eine Vorverurteilung, da man gesagt hat, wurde schon untersagt, machen wir es wieder. Andere Umstände, gleiche Entscheidung.

Viertens:

Antifaschist:innen fördern „nationsalsozialistische Bestrebungen“

Besonders schwer wiegt aber, dass die Polizei für die Untersagung aber eine Relevanz für die Situation in Österreich nachweisen muss, denn die Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht und es müssen ebenso schwere wie konkrete Gründe angeführt werden, darin einzugreifen. Hier wird es despektierlich. 

Die Behörde hält fest (auf der Basis der Allgemeinbehauptung „all people will be free“ wäre mit „Palestine will be free“ gleichzusetzen):

Darüber hinaus werden durch das Skandieren des Slogans ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘ Ressentiments gegen die jüdischen Mitbürger in Österreich hevorgerufen und antisemitische Bestrebungen gestärkt. Dadurch könnten in weiterer Folge auch nationalsozialistische Bestrebungen und Gedankengänge gefördert werden.

Eine Versammlung setzt ein gemeinsames Wirken voraus. Wenn das gemeinsame Wirken u.a. darin besteht, zur gewaltsamen Auslöschung des Staates Israel aufzurufen, wird damit ein Klima geschaffen, diesen gewalttätigen Konflikt auf die Straßen Wiens zu tragen. Es wird hierdurch ein gewalttätiges, antisemitisches Gedankengut verbreitet, welches sich konkret schon dadurch geäußert hat, dass zahlreiche in der Öffentlichkeit sichtbar angebrachte israelische Flaggen in Wien und österreichweit heruntergerissen und beschädigt wurden.

Es wird vor diesem Hintergrund davon ausgegangen, dass weitere Auseinandersetzungen, die im Sinne der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht hingenommen werden können, geradezu zu erwarten sind.

Das schlägt dem Fass den Boden aus. Die obengenannte Personengruppe hat immer und immer wieder gesagt: „Niemals vergessen. Niemals wieder – Freiheit für Palästina!“ und damit den Geist des Antifaschismus zum Ausdruck gebracht. Unsere jüdischen Mitkämpfer:innen haben immer und immer wieder deutlich gemacht, dass Judentum und Zionismus, dass eine jüdische Identität und Israel nicht dasselbe sind, dass der Staat Israel durch sein verbrecherisches Handeln den Antisemitismus fördert. Nicht Völkermord, Kriegsführung, einseitige Parteinahme, zionistischer Rassismus, Apartheid, Siedlerkolonialismus gefährden die „öffentliche Sicherheit und Ordnung“, sondern die Demonstrationen für Gleichheit, gerechten Frieden und Demokratie. Wir werden verantwortlich gemacht für „Flaggenbeschädigungen“, nicht der Völkermord. Und damit man den Knüppel gegen die demokratischen Grundrechte wirklich niedersausen lassen kann, wird die Folge beschworen, dass „nationalsozialistische Bestrebungen und Gedankengänge gefördert“ werden. Diese Orwell’sche Umkehrung sucht ihresgleichen. Diese rhetorischen Manöver dienen vor allem einem Zweck: Das NS-Verbotsgesetz in den diskursiven Raum zu holen. 

Wenn wir uns nicht einig hinter die Grund- und Menschenrechte, hinter die Verfassung mit ihren demokratischen Rechten und der Neutralität Österreichs stellen, kann es bald ein „Palästina-Verbotsgesetz“ geben.

Wehret den Anfängen!

Schluss mit den Demoverboten!

Kommt alle zur Ersatzkundgebung: Freiheit für Palästina! Gleiche Rechte für alle! Schluss mit Demoverboten!

Martin Weinberger (Palästina Solidarität Österreich)

Islamlandkarte – „Liste Gaza“-Eintrag gelöscht – Muslimfeindschaft bleibt aber Programm


28. Februar 2025

Eine politisch-mediale „Watchlist“ zur Schaffung von Feindbildern

Zur Erinnerung: Kurz nach den Wahlen tauchte die „Liste GAZA“ plötzlich auf der so genannten „Islam-Landkarte Österreich“ auf, die wir im Wahlkampf als Instrument der Stigmatisierung und Diffamierung zivilgesellschaftlicher, muslimischer Vereine kritisiert hatten und deren Beendigung wir forderten. 

Die Tatsache, dass die Liste Gaza auf dieser Islam-Landkarte auftauchte, unterstreicht die politisch-mediale Funktion der Liste als „Watchlist“ für unliebsame Meinungen. Denn die Liste Gaza ist eine Liste, eine Plattform, die Menschen unterschiedlichster (auch religiöser) Herkunft vereint, um gegen die Unterstützung des Völkermords in Palästina durch die österreichische Regierung aufzustehen, und die gleiche demokratische Rechte für alle einfordert.

Ein Teilerfolg: Löschung des Eintrags 

Der Eintrag zur Liste GAZA auf der so genannten „Islam-Landkarte“ wurde vergangenen Mittwoch (26.2.2025), nachdem wir die Betreiber:innen Anfang Februar dazu aufgefordert hatten, ohne weitere Erklärungen entfernt. Wir forderten in unserem Schreiben eine Löschung des Eintrags oder zumindest Belege für die haltlosen Behauptungen und Definitionen, die auf der von der Universität Wien mitbetriebenen Karte gemacht wurden, wie es wissenschaftlichen Standards entspricht. Der Liste GAZA wurde auf der „Islam-Landkarte“ zugeschrieben, sie sei „islamistisch/linksextremistisch“ unterhalte „Kontakte ins ‚islamische Ausland‘“ und würde mittels „Emotionalisierung der muslimischen Bevölkerung“ Politik zu machen. 

Die Gefahr: Weitere Einschränkung demokratischer Rechte

Auch wenn es für alle palästina-solidarischen Menschen und natürlich Liste GAZA ein Teilerfolg ist, dass die Liste GAZA von der Landkarte gelöscht wurde, untermauert es, wie willkürlich und haltlos die Beschreibungen der unterschiedlichen Organisationen auf der Islam-Landkarte allgemein sind. Wie wenig recherchiert und ideologisch begründet die dort produzierten „Fakten“, durch welche die dort gelisteten Organisationen zur Zielscheibe politischer Repression gemacht und unter einen Generalverdacht anti-demokratischer Gesinnung gestellt werden. Damit bestätigt sich, dass die Islam-Landkarte nicht dem Erkenntnisgewinn über die religiöse Vielfalt in Österreich dient, wie auf der Seite behauptet wird, oder den Diskurs fördert, sondern zur Stigmatisierung muslimischer zivilgesellschaftlicher Vereine und Moscheen beiträgt. Diese werden als Feindbild aufgebaut und zur Zielscheibe antidemokratischer Maßnahmen, wie Einschränkungen des Versammlungsrechts und der Meinungsfreiheit. Auch das neue türkis-rot-rosane Regierungsprogramm lässt dahingehend keine Besserung erwarten. Ungeachtet der Tatsache, dass Muslim:innen zu den in Österreich am stärksten von Rassismus und Vorurteilen betroffenen Menschen gehören (wie der Bericht der FRA untermauerte), werden sie in dem vorliegenden Regierungsprogramm weiterhin als „Gefahr“, als Urheber:innen antidemokratischer, antisemitischer, gewaltsamer Verhaltensweisen geframed. 

Die Islam-Landkarte wurde im Jahr 2021 im Auftrag der „Integrationsministerin“ Susanne Raab (ÖVP) von dem an der Universität Wien angesiedelten Institut für islamisch-Theologische Studien und Islamische Religionspädagogik, in Kooperation mit der „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ aufgesetzt.  Diese zeichnet auch verantwortlich für die demokratiepolitisch höchst bedenkliche, den Verboten pro-palästinensischer Veranstaltungen zu Grunde gelegte Argumentation der Polizei, wonach der Spruch „From the river to the sea, palestine will be free“ und analog dazu auch der Spruch „From the river to the sea, all people will be free“ Ausdruck eines Vernichtungswillens wären. 

Eben jene „Dokumentationsstelle“ soll nun, laut Regierungsprogramm, weitreichendere Kompetenzen erhalten. Ihre Aufgabe wird unter anderem die „Wissenschaftliche Erhebung und Erstellung zielgruppenspezifischer Maßnahmen, […]zu Antisemitismus im rechts-, linksextremen und islamistischen Milieu“ sein.

Wir erwarten nicht, dass eine türkis-rot-rosa Regierung den anti-demokratischen Kurs in Österreich gegen die Palästinabewegung, gegen Menschen, die sich gegen einen genozidalen Krieg und gegen Apartheid und Unterdrückung aussprechen, beenden wird. Erinnern wir uns: Es war die Sozialdemokratische Partei, die in Wien ein weitrechendes Verbot von BDS durchsetzte. 

Unser Kampf für demokratische Rechte und gegen die Stigmatisierung politisch aktiver Muslim:innen und die Diffamierung der Palästina-Bewegung bleibt aktueller denn je! Weg mit der Islam-Landkarte und dem der politischen Diffamierung und Illegalisierung dienenden Instrument der Regierung „Dokumentationsstelle Politischer Islam“. 

Bestätigung der Polizeiwillkür gegen Palästinakundgebungen – Urteil des Verwaltungsgerichtes


23. Februar 2025

Im November 2024 wurde vor dem Verwaltungsgericht Wien die Maßnahmenbeschwerde gegen die Auflösung der Kundgebung „Intifada für Demokratie“ am 23.  Mai vor dem Innenministerium in der Herrengasse ( Ankündigung, Pensionist verhaftet, Auflösung) entschieden. Das Urteil ist in mehrerer Hinsicht ein ungeheurer Skandal.

1. In dem Urteil werden die Reden der Kundgebungsteilnehmer:innen angeführt und es wird der Behörde Recht gegeben, dass die „Kundgebung einen für die öffentliche Ordnung bedrohenden Charakter angenommen“ hätte, weil durch die Redebeiträge „auch Personengruppen“ erreicht würden, „welche keine friedliche Lösung des Nahostkonflikts anstreben und welche sich durch die öffentliche Äußerung der Parolen in den Redebeiträgen bei einer Versammlung in einer westlichen demokratischen Republik bestärkt fühlen“. Wer ist gemeint? Wer könnte keine friedliche Lösung des Nahostkonflikts anstreben? Militante Zionisten? Der israelische Staat, der gerade einen Völkermord begeht? Mitnichten. Gemeint sind Menschen, die sich durch friedliche Demonstrationen für das Recht auf Meinungsfreiheit und für Menschenrechte anstatt Kriegsverbrechen zur Gewalt veranlasst fühlen könnten – das ist die Sicht der Behörde auf Menschen in Solidarität mit Palästina: Jede und jeder steht unter dem Generalverdacht der Gutheißung, wenn er oder sie sagt, dass es Demokratie und Menschenrechte geben soll „from the river to the sea“.

2. Aber nicht nur wird die Entscheidung der Polizei zur Auflösung durch das Urteil bestätigt, sondern es wird eine geradezu hanebüchene Begründung ergänzt, nach einer „Interessensabwägung zwischen dem Recht auf Versammlungsfreiheit des Beschwerdeführers und den demokratischen Grundwerten sowie den außenpolitischen Interessen der Republik Österreich“. Moment. Das Recht auf Versammlungsfreiheit als Verfassungsgrundrecht ist den demokratischen Grundwerten abwägend gegenüberzustellen? Und die „außenpolitischen Interessen der Republik Österreich“ geben den Ausschlag? Es scheint so, da das Verwaltungsgericht hier staatstragend und analog zur (anders als die Grundrechte in der Verfassung nirgendwo rechtlich festgeschriebenen) „deutschen Staatsräson“ eine „österreichische Staatsräson“ erklärt: Die Auflösung der Versammlung wäre gerechtfertigt gewesen, da die Versammlung „den politischen Interessen von Drittstaatsangehörigen und den völkerrechtlichen Verpflichtungen bzw. außenpolitischen Interessen, aber jedenfalls den demokratischen Grundwerten der Republik Österreich zuwiderlaufen, da die Republik Österreich Israel als Staat anerkannt hat. Die Verharmlosung, Verherrlichung und Förderung von Gewalt jeglicher Art gegen einen anerkannten Staat, widerspricht den demokratischen Grundwerten der Republik Österreich und würde die Tolerierung diese[sic!] Aussagen die außenpolitischen Beziehungen zu Israel belasten.“

Das macht sprachlos. Die Anerkennung des Staates Israel und die außenpolitischen Beziehungen zu Israel sollen dazu zwingen, jeglichen Bruch des Völkerrechtes (durch Besatzung), jedes Kriegsverbrechen, den Genozid an den Palästinenser:innen zu verschweigen, sollen die Aushebelung demokratischer verfassungsgemäßer Grundrechte in Österreich rechtfertigen? Und im Umkehrschluss: Wenn Palästina nicht als Staat anerkannt ist, kann dann die Gewalt gegen Palästinenser:innen, deren Verharmlosung und Verherrlichung und Förderung (vielfach durch das offizielle Österreich in Wort und Tat geschehen) nach Lust und Laune betrieben und propagiert werden?

3. Freilich wird diese Begründung noch weiter ausgeführt: Durch das Aussprechen des Wortes „Intifada“ hätte die Polizei berechtigt den Schluss ziehen können, „dass der Beschwerdeführer, welcher seine Rede auf dem Boden der Republik Österreich, einer aufrechten demokratischen Gesellschaft, gehalten hat, zu einem Volksaufstand bzw. Erhebung gegen Israel aufruft, wobei in diesem Redebeitrag keine, in einer demokratischen Gesellschaft legitime Mittel (wie z.B. Petitionen, Volksbegehren, etc.) erwähnt werden, sondern explizit der Aufruf zur ‚Intifada‘, somit zum Volksaufstand (somit mit Gewalt) und in diesem Zusammenhang ganz bewusst nicht mit Wortwendungen und/oder Inhalten, wie diese in einer demokratischen Gesellschaft zur Verfügung stehen.“

Es ist bemerkenswert, dass das Verwaltungsgericht Wien die Bedingungen für Meinungsfreiheit festlegt, wenn gesagt wird, dass in einer Rede zu Palästina, wobei in Gaza gerade eine beim Internationalen Gerichtshof anhängige genozidale Kampagne stattfindet, den Palästinenser:innen „Petitionen und Volksbegehren“ ans Herz gelegt werden müssen, für die sich wohlgemerkt beim Besatzungsstaat Israel kein Adressat finden würde, schließlich sind sie Besatzer. Der wesentliche Inhalt der Versammlung bestand zudem darin, die Herstellung einer demokratischen Gesellschaft zu verlangen, die weder in einem Apartheidstaat noch unter einer Militärbesatzung gegeben ist.

4. „Der Behördenvertreter konnte mit gutem Grund davon ausgehen, dass der Beschwerdeführer Inhalte einer Terrororganisation, der Hamas propagiert, da er sich des Vokabulars (‚Intifada‘ als Begriff, der vor allem während zwei palästinensischen Aufstände gegen Israel Bekanntheit erlangte) und einer in diesem Zusammenhang verwendete Parole ‚From the river to the sea, Palestine will be free‘ bediente und den propagierten Volksaufstand (der in diesem Zusammenhang nach dem objektiven Erklärungswert nur mit Mitteln der Gewalt zu verstehen ist) mit Gewalttaten Israels an Palästinensern begründete bzw. diesen sogar legitimierte.“

Das habe ich gesagt: „Intifada! Intifada für Demokratie! Für demokratische Zustände! Für Gleichheit! Gegen Apartheid, Kolonialismus und Völkermord!

Es wird in dem Urteil völlig außer Acht gelassen, dass der Sinn und Zweck der Kundgebung Entwicklungen in Österreich waren, eben genau jene Verbotspolitik, mit der die Regierenden die Solidarität mit Palästina zum Schweigen bringen wollen, die Verbote von „Wörtern“, „Begriffen“ und „Aussprüchen“, die Kriegsverbrechen, Apartheid und Unrecht Demokratie, Menschenrechte, Gleichheit gegenüberstellen. Ich habe in meiner Rede betont:

from the river to the sea, Palestine will be free“ für verboten zu erklären und in das Licht zu stellen, dass es sich um eine Verhetzung handeln würde, die zu Gewalt gegen jüdische Menschen und Israelis führen würde, was eindeutig nicht der Fall ist und was wir immer und immer wieder betont haben, dass das nicht der Fall ist.“

Das Urteil ignoriert damit den Kontext völlig. Es liegt darin ein großes Gefährdungspotenzial für den Rechtsstaat, wenn solcherart politische Meinungsdelikte nach einem Generalverdacht unterstellt werden und in ein juristisches Urteil einfließen – daraus kommt Gesinnungsjustiz. Mit dem unerhörten Erlass zu „From the river to the sea“ (Geheimerlass) und der „Einschätzung“ des Verfassungsschutzes zu Wort und Bedeutung von „Intifada“ (Auflösung Studentencamp) – die beide keinerlei rechtsstaatliches Verbot darstellen und auch nicht darstellen können – wurde faktisch die historische Forderung nach Menschenrechten und Demokratie für alle in der Region lebenden Menschen illegalisiert; schlimmer noch, wer diese Forderung konsequent erhebt, gegen Besatzung, Vertreibung, Apartheid, Kriegsverbrechen, Völkermord, wird zu „Terrorist:in“, propagiert „Hamas“.

In der Konsequenz bedeutet das, dass mit diesem Urteil die Politik das Recht bestimmt hat – nicht umgekehrt, wie es die kontrollierende Aufgabe des Rechtes in einer demokratischen Republik wäre. Es ist ein politisches Urteil und ein sehr gefährliches obendrein, indem nicht nur die Argumentation der Polizei übernommen wird, sondern auch noch eine eigene juristisch formulierte politische Begründung geliefert wird, wie sie auch aus dem Innenministerium kommen könnte. Alles an diesem Urteil erweckt den Eindruck eines Zirkelschlusses (Intifada=Gewalt=Hamas=Terrorismus=Bedrohung der Ordnung=zu unterdrücken) und einer (im wesentlichen politischen) Argumentation (analog zur Behörde), die dazu dient, den Anschein zu erwecken, Paragraphen des Versammlungsgesetzes anwenden zu können. Verräterisch ist hier die Verwendung von „demokratisch“, „demokratischen Grundwerten“ usw. Es steht „Demokratie“ drauf, ist aber nicht drin.

Wenn solcherart mit den Grund- und Menschenrechten verfahren wird, dass die Polizei nach Belieben Wörter und Sätze für verboten erklären kann, als Verhetzung qualifizieren, Versammlungen demnach untersagen und auflösen kann, wie es den politischen Machthabern Recht ist, dann ist die Demokratie in Österreich nämlich gefährdet, dann ist der Rechtsstaat in Gefahr. Wir werden deshalb den Verfassungsgerichtshof anrufen, damit das Recht gewahrt bleibt.

Martin Weinberger

Die antidemokratische Maschine: Schon wieder ein Demonstrationsverbot!


21. Dezember 2024

Die heutige Demonstration im Anliegen Palästinas und unter der Forderung „Keine Rüstungsgeschäfte mit Israel“ wurde ausgerechnet an diesem „Tag der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit“ (21.12.) von der Polizei aufgelöst. Die antidemokratische Maschine in diesem Land benützt dabei immer dasselbe Muster, um ihre faktischen Demonstrationsverbote durchzusetzen. Dieses Mal war es die Forderung nach Demokratie und Gleichheit für alle zwischen Jordan und Mittelmeer: „From the river to the sea, all people will be free“, eine selbstverständliche Forderung im Einklang mit Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Alle Menschen sind gleich an Rechten und Würde geboren.“ Doch im offiziellen Österreich darf es nur eine Meinung geben, gibt es nur Platz für „Apartheid und Kolonialismus zwischen dem Fluss und dem Meer“, gibt es nur ein Recht für Apartheid-Israel. Auf Weisung durch den DSN fallen alle anderslautenden Forderungen unter den Verdacht der Verhetzung, sind ohne jede rechtliche Grundlage „illegalisiert“. Unter den offiziell gerufenen Parolen war „From the river to the sea, all people will be free“ – bei der Schlusskundgebung wurde dann die Freundin in Verantwortung für die Parolen in einer aufsehenerregenden, völlig überbordenden Aktion von vier Polizisten festgenommen, die Identität festgestellt und eine Anzeige wegen Verhetzung ausgestellt. Auch das mit Kalkül, jede und jeder soll abgeschreckt werden und durch die zu erwartende Schikane eingeschüchtert werden. Als sich die Demonstrant*innen nicht einschüchtern ließen und gemeinsam „From the river to the sea, all people will be free“ riefen, wurde die Versammlung durch die Polizei für aufgelöst erklärt. Diese völlig willkürliche Handhabung von „Verboten“ und der Einsatz von Polizei gegen friedliche Menschen, die ihr demokratisches Recht auf Versammlung in Anspruch nehmen, ist ein tatsächliches Demonstrationsverbot, ist die Außerkraftsetzung von Rechtsstaatlichkeit und öffnet allen polizeistaatlichen Methoden Tür und Tor. Denn es ist die Polizei, die allein darüber entscheidet, wann eine Versammlung aufgelöst wird, was erlaubt ist und was nicht! Ist die Weisung erteilt, dann rollt die antidemokratische Maschine! Wie auch heute.

Wir dürfen uns diese Repressionsmaschine nicht bieten lassen!

Wir müssen und werden die demokratischen Grundrechte mit allen Mitteln verteidigen!

Etwa ein Dutzend Menschen, die im touristischen Treiben vor dem Parlament nicht rechtzeitig den Versammlungsort verließen oder beim Abbauen halfen, wurden nach dem Verwaltungsrecht angezeigt. Ein Teilnehmer wurde mit massivem Polizeiaufgebot festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände verbracht, der Anmelder der Demonstration, der sich nur um den Wegtransport der zahlreichen Gegenstände kümmern hatte wollen und dessen Identität der Polizei bekannt war, wurde ebenfalls festgenommen wegen „Verharrens im rechtswidrigen Zustand“ – eine reine Schikane!

Die beiden Festgenommenen sitzen nach wie vor im PAZ auf der Roßauer Lände!

Schluss mit der Kriminalisierung der Palästinasolidarität!

Recht auf Meinungsfreiheit? – Fehlanzeige! 


6. Dezember 2024

Ein Erlass des Justizministeriums, wonach der Ausspruch „From the river to the sea, palestine will be free“ als Gutheißung terroristischer Straftaten zu interpretieren ist, hat für eine Welle der Empörung gesorgt. Zahlreiche rechtschaffende Bürger:innen, die sich ein freies Palästina in Frieden und Sicherheit für alle Menschen (unabhängig ihrer Religion, Weltanschauung oder Herkunft) wünschen, wurden vor den Strafrichter gestellt. Über ihnen wurde die Keule des Terrorismus geschwenkt, irgendwas würde wohl hängen bleiben oder zumindest die Betroffenen einschüchtern. 

Die Justiz bemühte zahlreiche Verfahren; darunter gegen Alleinerziehende, Pensionist:innen, Schüler:innen und Student:innen. Alle diese haben eines gemeinsam: den tiefen Wunsch nach Frieden, Freiheit und Sicherheit für Palästina. Wie kann es sein, dass ein Rechtstaat diesen Menschen generaliserend vorwirft, dass sie Terrorismus gutheißen würden? Seit wann meint man mit dem Wort „Freiheit“ denn „Terror“? Eine Umkehr der Realität. 

Dennoch zeigte der Rechtsstaat Flagge. Er ließ sich von den politischen Zuflüsterern nicht irritieren und stellte nach individuellen Ermittlungsverfahren beinahe alle ein. Selbst verwaltungsrechtlich gab es Erfolge; so erkannte ein österreischischen Landesverwaltungsgericht, dass der Ausspruch nicht per se verboten sei. 

Diese Botschaft kam bei vielen Menschen, die bereits den Glauben an den funktionieren Rechtstaat verloren hatten, einem Hoffnungsschimmer gleich. Es gibt sie ja doch, die Staatsanwält:innen und Richter:innen, die Verfassung und Grundrechte, ihren Eid und den demokratischen Rechtsstaat ernst nehmen. 

Mit der Absicht, ihrem politischen Unmut über die Kriminalisierung der Palästinasolidarität, die zunehmende Polizeistaatlichkeit sowie die Indienstnahmeversuche gegenüber den Staatsanwaltschaften Ausdruck zu verleihen, versammelte sich am 2. September diesen Jahres eine kleine Gruppe vor dem Justizministerium. Die Versammlung wurde ordungsgemäß angemeldet und wurde vor dem geschichtsträchtigen Gebäude des Bundesministeriums für Justiz abgehehalten. Dem Aufruf folgten Bürger/innen aller Schichten; darunter Künstler:innen, Jurist:innen, Selbstständige. 

Heute wird ihnen die Rechnung dazu präsentiert. „Ladung als Beschuldigte im Ermittlungsverfahren“ ist der Titel der Schreiben, die die Teilnehmer:innen nunmehr in ihren Postfächern vorfinden? Wieso? Weil sie „Terrorismus gutheißen“ würden? Die Wahrheit ist, sie haben ihr Recht, sich zu versammeln und ihre Meinung zu äußern, wahrgenommen. Sie sind das, was ein autoritäterer Staat am Wenigsten braucht: mündige Bürger:innen mit Zivilcourage. Mit „Terrorismus“ hat dort niemand etwas zu tun. Aber die Verfolgung gehorcht einem Schema: Repression, Einschüchterung und Fehlinformation. Wachsam sein und den Anfängen wehren – das ist das Gebot der Stunde!

Marko B.

Liste GAZA – Perspektive für ein breites, hörbares Bündnis für Frieden, Demokratie und Selbstbestimmung, gegen Krieg, Unterdrückung und Völkermord


3. Oktober 2024

Die „Liste GAZA – Stimmen gegen den Völkermord“ war viel mehr als eine Wahloption bei den Nationalratswahlen 2024: Sie ist, wie eine Aktivistin meinte, eine „Ermächtigungsform“ für all jene, die in Österreich erleben, wie die Stimmen jener diffamiert und kriminalisiert werden, die sich für die Selbstbestimmung Palästinas und fundamentale Menschenrechte engagieren, gegen Völkermord und Apartheid, aber für demokratische Rechte, Frieden und Neutralität eintreten.

Wir haben mit der Liste GAZA den Boden für demokratische Meinungsäußerung in Österreich bereitet und bis zu einem gewissen Grad den Damm der Isolation gebrochen, der gegen die Menschen aufgebaut wurde, die mit Palästina solidarisch sind – Liste GAZA steht für die Legitimität der Palästinasolidarität, aus der sie hervorgegangen ist. Wir haben es geschafft, dass über den Völkermord gesprochen wird und das Narrativ der „legitimen Selbstverteidigung Israels“ nicht unhinterfragt im Raum stehen bleibt. Wir haben GAZA als Symbol für eine zutiefst ungerechte Weltordnung und zugleich für den anhaltenden Widerstand gegen diese Ungerechtigkeit auf 85 Prozent der Stimmzettel in Österreich gebracht.

Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, ohne viele finanzielle Ressourcen, durch gemeinsames Engagement und gegen die Interessen der etablierten Medien, hörbar zu werden. Wir haben an die Grundfesten des Völkerrechts, an das Recht, sich gegen Unterdrückung zur Wehr zu setzen, erinnert. Wir haben ein starkes Signal gegen die Feindbildpolitik der etablierten Parteien in Österreich, allen voran der ÖVP und der FPÖ, gesendet. Denn diese versuchen ihre politische Legitimität dadurch herzustellen, dass sie vor allem Muslim:innen, und insbesondere jene, die sich für Palästina engagieren, unter Generalverdacht der Terrornähe stellen und eine Politik der Angstmache benützen, um demokratische Rechte sukzessive aushebeln. Wir haben dem unser gemeinsames Engagement und die Einforderung der österreichischen Verfassung entgegengesetzt: Die Liste Gaza ist ein Projekt tatsächlicher sozialer und demokratischer Teilhabe, mit dem geteilten Ziel, fundamentale Menschenrechte einzufordern und in den Fokus zu stellen.

Am 29.9. haben nunmehr rund 19.310 Menschen die Wahlen genutzt, um gegen die schweigende, gutheißende oder aktive Komplizenschaft der etablierten Parteien mit dem Völkermord an den Palästinenser:innen ein Zeichen zu setzen. Das sind die Stimmen jener Menschen, die sich wegen der Komplizenschaft der etablierten Parteien mit dem Völkermord durch diese nicht repräsentiert fühlen, die erkannt haben, dass durch diese Komplizenschaft alle anderen Parteien unwählbar sind und dass die Teilnahme an einem Völkermord niemals wieder hinzunehmen ist! Diese 19.310 Stimmen sind mehr als ein Anerkennungserfolg. Sie sind Ausdruck einer Bewegung von unten für demokratische und humanitäre Rechte, für Neutralität und Frieden, die sich gegen die kriegerischen Ambitionen der etablierten Parteien in Österreich stellt; der Ausdruck einer Bewegung, die durch die Sichtbarkeit auch zukünftig Bedeutung haben wird. Es sind lange nicht alle Menschen in Österreich, die die Bewegung unterstützen und in der ein oder anderen Form an der Bewegung für die Freiheit Palästinas und der Anti-Kriegsbewegung teilhaben. Es fehlen jene, die nicht wahlberechtigt sind und damit ausgeschlossen von dieser Form der politischen Kundgabe. Und es fehlt auch die schweigende eindeutige Mehrheit der in Österreich lebenden Menschen, die den Völkermord verurteilen und Österreich nicht auf der Seite von Völkermord, Krieg und autoritärem Regieren haben wollen, ihr Kreuz aber dennoch an einer anderen Stelle gesetzt haben.

Der Hauptgrund, dass viele dieser Menschen nicht Liste GAZA gewählt haben, liegt in den Mechanismen, die die etablierten Parteien und die Medien in Gang gesetzt haben, um die bestehenden Herrschaftsverhältnisse gegen die Mehrheitsinteressen intakt zu halten. Sie erklären die Verhältnisse, wie sie sind, zum letzten Schutz gegen einen Rechtsruck – gegen die FPÖ. Dabei sind es gerade die etablierten Parteien, die dem Aufschwung der FPÖ damit Vorschub leisten, indem sie diese als vermeintliche Systemopposition inszenieren und sich selbst als „Brandmauer“ dagegen. Die Mehrheit der Menschen, für die die offizielle österreichische Politik ihre Glaubwürdigkeit verloren hat und die nach Alternativen suchen, geben diesen Argumenten folgenden ihre Stimme bei den Nationalratswahlen entweder der FPÖ ( als vermeintliche „Abwahl des Systems“) oder den Systemparteien (als vermeintliche „Rettung vor der FPÖ“), die dieser in Wahrheit den Steigbügel halten. Denn wir erinnern daran: Die FPÖ ist keine Systemopposition, sie agieren im Interesse der Besitzenden, sie stellen sich ebenso an die Seite Israels und des Völkermords an den Palästinenser:innen, sie schreiten voran, wenn es drum geht, die Hetze der ÖVP gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen Muslim:innen salonfähig zu machen. Für sie sind nicht die Gründe von Flucht und Migration, gegen die wir gemeinsam vorgehen, indem wir uns gegen imperiale Kriege einsetzten, das Problem, sondern die Menschen, die gezwungen sind ihre Heimat zu verlassen. Das System der „Völkermordunterstützung“ besteht also fort, aber stabil ist es nicht, dieses System der „Großen“, denn es bleibt ein Betrug, der Glaubwürdigkeitsverlust und die Unzufriedenheit wachsen weiter.

Gegen diese extreme Mitte und ihre Scheinopposition gegen die FPÖ, stellen wird uns. Aber eben nicht Seite an Seite mit den etablierten Parteien, die durch ihre Mahnung vor dem FPÖ ihr System der „extremen Mitte“ und ihren antidemokratischen Kurs (mit oder ohne FPÖ) absichern, sondern als demokratische und soziale Opposition von unten, als eine progressive Kraft und gemeinsame Aktion von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion. Liste GAZA ist gegen diese „Völkermordvertreter:innen“ angetreten und hat immer klar gestellt, keine Aufnahme in die politischen Strukturen, die die bestehenden Machtverhätnisse stützen, anzustreben, sondern diesen einen „Denkzettel“ zu verpassen.

19.310 Stimmen, das sind rund 0,4%. Obschon sich viele mehr erhofft haben, ist das für eine Protestliste, die seit rund vier Monaten existiert, ein toller Erfolg: Wir hatten kaum Budget, praktisch keinen Medienzugang und keinen politischen Apparat, um den Wahlkampf zu führen. Dennoch haben wir annähernd so viele Stimmen wie andere Kleinparteien, die aber mehr Mittel hatten und in den Medien mehr Raum bekamen.

Wir konnten uns vor allem dort hörbar machen, wo wir auch lokal aktiv sind. Dort haben wird zum Teil beachtlich viel Zuspruch erhalten: Fast 2,5 Prozent in Favoriten und der Brigittenau, mit Sprengelergebnissen bei knapp 10 Prozent und insgesamt 1,2 Prozent in Wien sind bedeutsam. Im niederösterreichischen Industrieviertel mit den angrenzenden Gemeinden im Burgenland konnten wir teilweise 3,5 Prozent erreichen. Auch in vielen Industriegemeinden in Tirol und noch mehr in Vorarlberg, konnten wir hervorragende Ergebnisse erzielen und auch in Graz zeigt sich, dass die Kontinuität der Palästinasolidarität Steiermark Früchte trägt, mit über 1 Prozent in den ärmeren Bezirken in Graz.

In einem gewissen Sinn kann man sagen, dass die Liste GAZA die zahlenmäßig größte Solidaritätsaktion für Palästina ist, die es in Österreich jemals gegeben hat. Ganz entscheidend für den Erfolg war insbesondere das organische Zusammenwirken von Menschen, von demokratischen und linken Kräften der Palästinasolidarität, von Friedens- und Neutralitätsbewegung mit Palästinasolidarität und die Repräsentation der migrantischen und muslimischen Gruppen in der Liste Gaza, als zentrale Kraft innerhalb der Palästinasolidarität. Auf diesem Weg wollen wir weitergehen.

Wie es mit der Liste GAZA weitergeht, wird Gegenstand einer gemeinsamen Orientierung sein. Eine Perspektive ist der Zusammenschluss der palästinasolidarischen Bewegung mit anderen progressiven Kräften, die sich gegen Krieg, gegen den Völkermord, für Neutralität und Frieden einsetzen. Gerade die letzten Eskalationen in Palästina, die Ausweitung der israelischen Kampfzone, aber auch die zunehmende Annäherungspolitik österreichischer Politiker:innen an die NATO, an ein kriegsführendes Militärbündnis, zeigen, wie wichtig diese Stimmen sind. Liste GAZA ist der Ausdruck einer Bewegung abseits parlamentarischer Repräsentation, die die Nationalratswahlen als Bühne genutzt hat, und wir werden nicht aufhören, demokratische Rechte einzufordern, dem Kriegskurs und der Politik der sozialen Spaltung und der Feindbilder der etablierten Parteien entgegenzutreten.

Denn was wir mit der Liste GAZA jedenfalls geschafft haben, ist eine teilweise Rückeroberung von Diskussionsräumen für Palästina und eine Erweiterung des Bündnisses jener Menschen, die selbst aktiv sein wollen und für Palästina und damit verbunden gegen die Unterminierung demokratischer Rechte und der Neutralität, gegen Unterdrückung, Vertreibung und Kolonialismus aufstehen wollen: österreichweit. Wir haben eine starke Vernetzung über alle Bundesländer hinweg geschaffen, auf die wir auch zukünftig aufbauen können und werden. 

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