Vier unabhängige pro-palästinensische Kandidaten haben sich im UK durchgesetzt. Mit dem pro-palästinensischen Ex-Labour-Abgeordneten Jeremy Corbyn sind das fünf Mandate. Das ist weniger als 1% der Abgeordneten, aber mehr als es aussieht.
Erstens verfallen bei dem minderheitenfeindlichen englischen Mehrheitswahlrecht („The winner takes it all“) alle Reststimmen eines Wahlkreises und können sich nicht zu Reststimmenmandaten summieren, was es kleinen und neuen Parteien extrem schwer macht. Zum Vergleich, die Grünen und die „Reform UK“-Partei des Brexit-Gurus Nigel Frarage haben auch nur vier oder fünf Abgeordnete.
Zweitens setzten pro-palästinensische Kandidaten dem großen Gewinner des Tages, der pro-genocide Labourparty auch in anderen Wahlkreisen schwer zu.
Eine durchmischte aber keineswegs hoffnungslose erste Bilanz für die „Liste Gaza“, die in Österreich unter ganz anderen rechtlichen und gesellschaftlichen Bedingungen antritt.
Vielleicht das Ermutigensde an den britischen Unterhauswahlen ist die folgende Beobachtung einer Guardian-Analyse: „Yet there is no doubt that against a blanket of apathy that has pushed turnout to potentially its lowest in more than a century, the conflict in Gaza has been one of the biggest driving factors for the most highly motivated part of the electorate.“
Weiters hält die Analyse fest: „It would be wrong to suggest Gaza is the concern of the Muslim community alone. It is not. And no community is a monolith. Voters of all demographics have relayed to us their concerns about healthcare, housing and the cost of living crisis in recent weeks.“
Tatsächlich könnte die Liste Gaza Wähler motivieren, die schon lange kein Interesse mehr an der Qual der Wahl des geringeren Übels haben, wenn es ihr gelingt Gaza als eine – ethnische Gruppensolidarität übersteigende – die ganze Menschheit betreffende Frage dazustellen, und sich nicht von den im Land anstehenden sozialen und politischen Fragen separieren zu lassen. Gutes Gelingen!