Liebes Team,
Ich bin schockiert über Eure Berichterstattung in der oben angegebenen Folge. Ich habe das kurze Video ebenfalls auf Insta geteilt und habe mich eingehend mit dem langen Video beschäftigt. Ich sehe dass es keinesfalls eindeutig ist, dass Roth die Aussagen über unbeteiligte Minderjährige in Gaza der israelischen Bevölkerung zugewiesen hat vielmehr hat er „schwammig“ formuliert. Ich bin der Meinung dass er dies in voller Absicht getan hat. Dies ist ein rhetorischen Trick den man: „Attribution“ bzw. „fremdes Zuschreiben“ oder „strategischer Distanzierung“ nennt. Diese Form der Rhetorik müsste Euch als JournalistInnen bekannt sein.
Doch selbst wenn ihr das bezweifelt gäbe es genug andere Aussagen auf die ihr zwar hinweist, sie aber nicht in gleicher Vehemenz verurteilt.
Was ich euch aber entschieden vorwerfe ist, dass ihr keine Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Israelkritik macht. Ihr redet von Medien die antisemitische Narrative verbreiten wie z.b. Al Jazeera und TRT. Das muss ich aufs schärfste zurückweisen. Israelkritik ist legitim und darf keines falls mit Antisemitismus verwechselt werden denn das ist nicht nur falsch sondern auch gefährlich weil dadurch auch reale Antisemitismus-Vorwürfe nicht mehr ernst genommen werden.
Mit der fehlenden Unterscheidung zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus vermischt ihr Judentum mit Zionismus. Ich selbst begreife mich als antizionistische Jüdin – davon gibt es hunderttausende auf der ganzen Welt – und ich verbiete mir die Gleichsetzung meiner Wurzeln mit der rassistischen Ideologie des Zionismus. Eine Ideologie die zur Vertreibung und Ermordung Hunderttausender Menschen aus Palästina geführt hat, während der Nakba, und die derzeit ihren blutigen Höhepunkt in Gaza erfährt, wo gerade ein Genozid vor unseren Augen verübt wird. Die Gleichsetzung von Judentum mit Zionismus ist per se antisemitisch!
Angesichts dieser Tatsache hätte ich mir von Euch erwartet, dass ihr während des Treffens getätigten Aussagen aufs Schärfste kritisiert – davon war in Eurem Podcast aber nichts zu hören. Somit seit auch ihr beide – ganz persönlich – mitschuldig an einer Berichterstattung die einseitig ist und nicht zur Aufklärung der Bevölkerung beiträgt. Damit kommt ihr Eurer Verantwortung als JournalistInnen nicht nach denn Journalismus steht im Dienst der Demokratie, der Öffentlichkeit und der Wahrheit.
Ich rate Euch dringend Eure eigenen Vorurteile zu hinterfragen damit redliche, faire und faktenorientierte Berichterstattung möglich wird.
Danke für Eure Rückmeldung
Dalia Sarig
Mitbegründerin von Not in Our Name
Link zum Beitrag: https://dunkelkammer.simplecast.com/episodes/185-keine-unbeteiligten-in-gaza-die-geschichte-eines-manipulierten-videos-C6p4kf99