Rede von Kazuko Murakami am Hiroshima-Tag in Wien am 6.8.2025 (https://www.palaestinasolidaritaet.at/event/damals-hiroshima-nagasaki-heute-gaza-gedenkkundgebung/)

ich möchte Ihnen allen danken, die Sie sich heute, am „Hiroshima-Tag“, hier in Wien versammelt haben, um sich für eine friedliche, atomwaffenfreie Welt einzusetzen.

Im Namen der Palästina Solidarität Österreich und als Gebürtige des Täterlandes, das in der Vergangenheit viele asiatische Länder kolonisiert und überfallen hat, und als Enkelin einer Großmutter, die die Atombombe in Nagasaki überlebt hat, bin ich entschieden, gegen jeden Kolonialismus, Imperialismus, Zionismus, Apartheid und Völkermord!

An dem Tag, als die Atombombe abgeworfen wurde, diente mein Großvater im Krieg, und meine Großmutter war in einer anderen Stadt im Einsatz. Sie hat uns, ihren Nachkommen, fast nie von den tragischen Ereignissen jener Zeit erzählt. Da sie den größten Teil ihrer Familie verloren hatte, muss das emotionale Trauma meiner Großmutter sehr tief gewesen sein.

Ich möchte meinen verstorbenen Großeltern mitteilen, dass die japanische Organisation Nihon Hidankyo im Jahr 2024 den Friedensnobelpreis in Anerkennung ihrer langjährigen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen erhalten hat.

Nach der Entscheidung über die Verleihung des Preises sagte Tomoyuki Minomaki, Präsident des Nihon- Hidankyo: „Der Anblick der blutüberströmten Kinder in Gaza ist derselbe wie in Japan vor 80 Jahren. Es überschneidet sich mit dem, was wir damals erlebt haben“, sagte er mit zitternder Stimme. In einem Auftritt im japanischen Fernsehen verwies der Präsident Minomaki auch auf die Opfer, die die Kinder in Gaza gebracht haben, sowie auf die Realität der durch die Atombomben verursachten Schäden und sagte, dass auch die Unterstützungsgruppen für Gaza den Friedensnobelpreis verdient hätten.

Hauptgrund für die Auszeichnung waren die Bemühungen der Hidankyo, sich für die Abschaffung von Atomwaffen einzusetzen und „den Einsatz von Atomwaffen zu tabuisieren“, wofür sich die Organisation einsetzt. Hintergrund der Auszeichnung ist das Gefühl der Krise, dass Israel und die USA im Nahen Osten tatsächlich Atomwaffen einsetzen könnten und dass auch der Krieg in der Ukraine nuklear eskalieren könnte.

Vor allem nannte der israelische Minister Amichai Eliyahu offen die Bombardierung des Gazastreifens mit Atomwaffen als eine Option, und der US-Senator Lindsey Graham sagte in einem Interview mit NBC News, Israel solle den Gazastreifen mit Atombomben bombardieren wie Hiroshima und Nagasaki. Der US-Senator Walberg sagte ebenfalls, dass die USA „keinen Penny für humanitäre Hilfe“ in Gaza ausgeben sollten, und dass „es wie in Nagasaki und Hiroshima sein sollte. Wir können das dann schnell beenden“, sagte er und forderte den Abwurf von Atombomben. Die USA, die vor 80 Jahren mit der Atombombe einen Völkermord begangen haben, rufen nun andere Länder dazu auf, terroristische Akte des kaltherzigen und barbarischen Völkermords zu begehen. Dem widerspreche ich ausdrücklich. Terroristische Staaten können keinen völkermörderischen Terrorismus rechtfertigen, zumindest nicht glaubwürdig!

Auch an einer Schule in Hiroshima hielten Schüler und Lehrer eine Versammlung auf dem Schulhof ab, mit der großen Botschaft: „Stoppt den Völkermord in Gaza“!Und tägliche Kundgebungen gegen den Völkermord in Gaza finden vor dem Friedensdenkmal in Hiroshima statt. Die Menschen in Hiroshima projizieren den Völkermord, der jetzt in Gaza stattfindet, auf das Atombombenmassaker, das vor 80 Jahren in Hiroshima stattfand. Berichten zufolge wurden von Israel 75.000 Tonnen Bomben auf Gaza abgeworfen.  Dies entspricht etwa der sechsfachen Menge der über Hiroshima abgeworfenen Bombe. Israel begeht auch auf jede erdenkliche Weise Völkermord, indem es den Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza stoppt und absichtlich Hungersnöte herbeiführt. Ist es nicht an der Zeit, dass die Österreicherinnen und Österreichern ihre Stimme erhebt und Nein zum Völkermord sagen? Üben Sie Druck auf die österreichische Regierung aus – das sollte viel einfacher sein als die Kritik an den Nazis im Jahr 1940.

Ich habe Österreich und Deutschland bis vor ein paar Jahren für ihre Politik in Bezug auf Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit geliebt. Es wird seit langem in Japan gesagt, dass Deutschland und Österreich als Vorbild dienen sollte. Denn sie betrachten und reflektieren die dunkle Geschichte ihrer Länder ehrlich, die glauben, dass sich der Holocaust, der Völkermord und die ethnischen Säuberungen nie wiederholen werden, dass alle Menschen gleich sind und alle Menschen die gleichen Rechte haben. Weil Japan ein Opfer der Atombombe und gleichzeitig ein Täter im Kolonialismus ist. Es hat Korea, Taiwan und Indonesien kolonialisiert und besetzte 15 asiatische Länder. Obwohl Japan viele Menschen massakriert hat, hat es seine Schuld noch nicht einmal teilweise eingestanden.

Doch jetzt, da sie den Völkermord Israels an den Palästinensern mit ansehen müssen, versuchen Deutschland und Österreich, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die dies kritisieren, indem sie sie als Antisemiten abstempeln. Wir Japaner sind enttäuscht von der Doppelmoral und der heuchlerischen Haltung der beiden Länder. Waren die guten Slogans zu Menschenrechten und Gleichberechtigung, die bisher geäußert wurden, nur Dekoration? Oder war es von Anfang an so, dass „Menschenrechte und Gleichheit von ihrem Attribut abhängen“? Beide Länder, die nie ihre Stimme gegen die ethnische Säuberung, die Massaker, die Menschenrechtsverletzungen und die Apartheid erhoben haben, die seit Jahrzehnten auf palästinensischem Boden stattfinden, haben den Hamas-Anschlag vom 7. Oktober lautstark verurteilt. Die Doppelmoral, die auf der zugrundeliegenden diskriminierenden Ideologie des Westens beruht, wurde erfolgreich aufgedeckt.

Im Gegensatz dazu protestieren die Menschen jetzt in Israel. Einige junge Israelis verweigern den Dienst und werden inhaftiert, weil sie sich dem israelischen Völkermord und der illegalen Landbesetzung widersetzen. Jeden Tag finden in Tel Aviv Demonstrationen statt, die einen Waffenstillstand fordern. Die oppositionelle Israeli sind angesichts dieser humanitären Krise alarmiert und wenden sich mit einem Nein an seine Regierung. Ich möchte an die Menschen in Österreich appellieren. Nicht aus Heuchelei, sondern um des wahren Friedens willen, schließen Sie sich bitte den Menschen von Hiroshima und Nagasaki sowie dem israelischen und palästinensischen Volk an, die eine friedliche Welt ohne Völkermord anstreben, und stellen Sie sich diesem aktuellen Völkermord entgegen!

Im Sinne der verfassungsgemäßen Neutralität fordern wir die österreichische Bundesregierung auf, sich dafür zu verwenden, dass

  • Israel den Atomwaffensperrvertrag selbst akzeptiert, den sie allen anderen aufzwingt
  • sie keine Waffengeschäfte mehr mit Israel tätigt
  • das EU-Israel-Assoziierungsabkommen aufgekündigt wird
  • Sanktionen gegen Israel verhängt werden, um den Völkermord zu stoppen

Free Palestine!