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Zwei Fallbeispiele zionistisch-militärischer Strategie ethnischer Säuberung in Geschichte und Gegenwart


13. Juni 2024

Die beiden folgenden exemplarischen Kurzbeschreibungen der zionistisch-militärischen Strategie der „ethnischen Säuberung“ zum Zweck späterer „Judaisierung“ palästinensischen Landes betreffen Ostgaliläa und den Zentralbezirk des neu gegründeten Staates.

Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich – wie sich die Strategien insbesondere seit 7. Oktober 2023 teilweise gleichen: das erste Beispiel dem, wie die Israelis im Westjordanland vorgehen, das zweite Beispiel erinnert an die „Säuberung“ des Gazastreifens.

  1. Das Dorf Abil al-Qamh in Ostgaliläa

Den zionistischen Milizen war es darum gegangen, bis zum Ende der britischen Mandatsherrschaft (14. Mai 1948) einen möglichst großen Teil des historischen Palästinas zu erobern (Maximalismus) bei gleichzeitig möglichst geringer Zahl verbleibender palästinensischer Araber (Minimalismus). Insbesondere sollte bis dahin die Kontrolle über Ostgaliläa erlangt werden, was zwischen Mitte April und 25. Mai gelang, indem alle palästinensischen Dörfer in Ostgaliläa entvölkert und viele von ihnen zerstört wurden. Diese Operation(Yiftach) im Rahmen des „Plan Dalet“ wurde von Yigal Allon, dem Kommandeur der Haganah-Elitetruppe Palmach, geleitet.

Das Dorf Abil al-Qamh lag in einem hügeligen Gebiet nördlich der al-Hula-Ebene in der Nähe eines Baches und war von Ackerland umgeben; es war eines der 23 arabischen Dörfern im Hula-Tal im Jahr 1948. Im Dorf gab es eine Kirche, und in der Nähe standen antike Ruinen. Die Häuser des Dorfes waren aus einer Kombination von Lehm und Stein, Beton und Stein oder Beton gebaut. Die Bevölkerung setzte sich aus 230 Muslimen und 100 Christen zusammen. Die Landwirtschaft bildete die Hauptgrundlage der Wirtschaft des Dorfes. Der Großteil seiner Fläche wurde für den Getreideanbau genutzt, ein Teil wurde bewässert oder für Obstplantagen verwendet. Die Weizenfelder, die das Dorf umgaben und für ihre Fruchtbarkeit bekannt waren, profitierten vom reichlichen Wasserdargebot. Das Wasser war so reichlich vorhanden, dass die Bewohner der Region das Dorf manchmal Abil al-Mayya („die Wasserwiese“) nannten. Allon erreichte seine Ziele zum Teil durch direkte Angriffe und zum Teil durch eine Kampagne der psychologischen Kriegsführung. Er entwickelte eine „Flüsterkampagne“, um die Dorfbewohner in Ost-Galiläa einzuschüchtern und zur Flucht zu bewegen. Das Gelände des Dorfes wurde bald mit Gräsern und Unkraut überwuchert. In der nordöstlichen Ecke steht ein Baumhain, und überall liegen Steine von zerstörten Häusern verstreut. Davon etwa 1,5 km entfernt errichtete Israel 1952 die jüdische Siedlung Yuval. Das umliegende Land wird als Weideland genutzt. (Quelle: Zochrot).

  • Die Städte Lydda und Ramle

Im Juli 1948, bald nach der Eroberung Ostgaliläas (s. o.), erfolgte die Vertreibung von 50.000 bis 70.000 palästinensischen Arabern (auch bekannt als der Todesmarsch von Lydda), als die israelischen Truppen die beiden von muslimischen und christlichen Arabern bewohnten Städte Lydda und Ramle und die umliegenden Dörfer eroberten. Sie lagen außerhalb des Gebiets, das im UNO-Teilungsplan 1947 für einen jüdischen Staat vorgesehen war, und innerhalb des Gebiets, das für einen arabischen Staat in Palästina reserviert war.

Einige Details: Die israelische Luftwaffe begann die beiden Städte in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli zu bombardieren, um die Zivilisten zur Flucht zu bewegen. Diese Erwartung schien sich in Ramle zu erfüllen. Die israelische Luftwaffe warf am 11. Juli Flugblätter über beiden Städten ab, in denen die Bewohner aufgefordert wurden, sich zu ergeben. Ramles Gemeindevorsteher kamen zusammen mit den Vertretern dreier prominenter arabischer Familien überein, zu kapitulieren, woraufhin die Israelis die Stadt mit Mörsern beschossen und den Belagerungszustand ausriefen.

Der damalige Kommandant Lt. Col. Mosche Dajan unternahm mit seinem gepanzerten Batallion am 11. Juli einen Überraschungsangriff auf Lydda. Dabei fuhr er von Ost nach West durch die Stadt und ließ mit dem Maschinengewehr alles beschießen, was sich bewegte.

Der Befehl an die Armee (IDF) zur Vertreibung, nachdem die Israelis die Kontrolle über die Städte erkämpft hatten, lautete (Vertreibungsorder, von Jitzchak Rabin unterzeichnet): „Die Bewohner von Lydda müssen rasch vertrieben werden, ohne Rücksicht auf deren Lebensalter.“

In der Folge wurden diese arabischen Städte im neuen Staat Israel in vorherrschend jüdische Gebiete umgewandelt („Judaisierung“), bekannt als Lod und Ramla. Viele „Diaspora-Juden“, die zwischen 1948 und 1951 nach Israel einwanderten, zogen in den Häusern der Geflüchteten ein. Das entsprach der zionistischen Politik, um zu verhindern, dass frühere Eigentümer zurückkommen könnten, um sie zurückzufordern.

Fritz Weber, 12. Juni 2024, benaja [at] gmx.at

Foto:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinensische_Vertreibung_aus_Lydda_und_Ramle_1948#/media/Datei:St_Georges_Church_Lydda.jpg

Lod 1920, im Hintergrund sieht man die St.-Georgs-Kirche